'5 Minuten mit'-Interview - Emmanuel Vauclair

05/05/2021

Immoday

Redaktion

3 min

Für das heutige «5 Minuten mit»-Interview begrüssen wir Emmanuel Vauclair, Leiter der Pensionskasse SRG SSR.

«5 Minuten mit» ist eine Interviewreihe, in der Akteure der Schweizer Immobilienverbriefungsbranche vorgestellt werden.



Herr Vauclair, erzählen Sie uns doch kurz etwas über die Pensionskasse, deren Geschäftsführer Sie sind.

Die Kasse versorgt alle Mitarbeiter der SSR sowie einiger angeschlossener Organisationen, darunter die Glückskette. Wir haben 6500 Versicherungsnehmer, 2500 Renten und eine verwaltete Vermögensmasse von 3,5 Milliarden Franken. In der Schweiz zählen wir zu den mittelgrossen Versorgungseinrichtungen.

 

Wie hoch ist der Immobilienanteil am verwalteten Vermögen Ihrer Pensionskasse?

Er beträgt 21 %, d. h. rund 700 Millionen Franken, davon investieren wir drei Viertel in der Schweiz und ein Viertel im Ausland. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren stabil geblieben.

 

Und wie hoch ist der Anteil der indirekten Immobilienanlagen?

Wir haben ausschliesslich indirekte Immobilienanlagen.

 

Welchen beruflichen Hintergrund haben Sie persönlich?

Ich bin in Ajoie geboren und habe an der Universität St. Gallen Volkswirtschaftslehre studiert. Nach meinem Studium bin ich 2003 in ein Consultingunternehmen für berufliche Vorsorge eingetreten und habe dort die Ausbildung zum Pensionsversicherungsexperten absolviert, die ich 2009 abgeschlossen habe. Im Jahr 2016 wechselte ich auf «die andere Seite» und übernahm die Leitung der Pensionskasse SRG SSR. Gleichzeitig bin ich Mitglied des Vorstands des Schweizerischen Pensionskassenverbands ASIP und des Vorstands der Schweizerischen Kammer der Pensionskassen-Experten CSEP.

 

Sie besitzen eine Spezialisierung als Aktuar, das ist ziemlich selten.

Es war ein Professor in St. Gallen, durch den ich die Schönheit der Versicherungs- und Wirtschaftsmathematik entdeckt habe. Der Umgang mit Zahlen fiel mir schon immer leicht, und diese Mischung aus Mathematik, Demografie und Sozialversicherung hat mich fasziniert.

Sie sind von der Beratertätigkeit in die Position des Geschäftsführers einer Pensionskasse gewechselt. War das eine grosse Veränderung?

Es war aufregend! Als Berater ist man hauptsächlich auf sein Fachgebiet fokussiert und denkt, dass es nichts Wichtigeres gibt. Als Geschäftsführer müssen Sie alle Aspekte einer Pensionskasse lenken. Neben versicherungsmathematischen Aspekten sind da noch die Vermögensverwaltung, das Management, die Kommunikation, die Beziehungen zum Arbeitgeber. Nicht zu vergessen – und das war ausschlaggebend für  meine  Entscheidung –  die Beziehungen

zu unserem Endkunden, dem Versicherten. Wenn man als Berater arbeitet, hat man fast nie direkten Kontakt zum Versicherten.


Leiten Sie bei der Pensionskasse SRG SSR ein grosses Team?

Das Team besteht aus 11 Personen für 8 Vollzeitstellen, was für eine Pensionskasse unserer Grösse angemessen ist. Wir kümmern uns um die gesamte Verwaltung, die Beratung der Versicherten und die Kommunikation in den drei Landessprachen. Was die Investitionen betrifft, haben wir die Vermögensverwaltung ausgelagert und überwachen sie.

 

Sie sind das einzige französischsprachige Mitglied dieses Teams, ist das ein Problem?

Absolut nicht. Die SSR ist mit all ihrer Vielfalt ein echtes Schweizer Unternehmen.

 

Was für ein Manager-Typ sind Sie?

Ich glaube, ich habe nur wenig Hierarchiebewusstsein und lasse meinen Mitarbeitern viel Freiraum. Ich gebe ihnen den Rahmen und die Ziele vor. Diese können sie nach eigenem Ermessen umsetzen. Ich denke, das ist der beste Weg, um Effizienz und Innovation zu fördern.

 

Und wie schaffen Sie es, Ihr Berufsleben als Geschäftsführer einer Pensionskasse mit Ihrem Privatleben zu vereinbaren?

Das ist eine Frage der Organisation. Ich habe eine 80-Prozent-Stelle, die es mir erlaubt, mich einen Tag pro Woche, montags, meinen drei Kindern zu widmen. Das war eine meiner Bedingungen für die Einstellung, und die SSR, die ein fortschrittlicher Arbeitgeber ist, hat das ohne Weiteres akzeptiert. Auch wenn mein Arbeitspensum am Ende das gleiche ist, als wäre ich zu 100 % angestellt! Aber so kann ich einen Tag in der Woche blockieren, an dem ich anders «arbeite», was für meine Balance wichtig ist. Ich sehe das als eine Chance und betrachte mich als privilegiert.

 

Und wenn Sie noch einmal von vorn anfangen könnten, was würden Sie ändern?

Ehrlich gesagt, gar nichts. Ich bin sehr zufrieden und erfüllt von dem, was ich heute tue.

 

Olivier Toublan für Immoday