'5 Minuten mit'-Interview - Jonathan Martin

23/08/2021

Immoday

Redaktion

3 min

Für das heutige «5 Minuten mit»-Interview begrüssen wir Jonathan Martin, Senior Manager, Fund Management Switzerland bei Edmond de Rothschild REIM.


«5 Minuten mit» ist eine Interviewreihe, in der Akteure der Schweizer Immobilienverbriefungsbranche vorgestellt werden.
 

Jonathan Martin, erzählen Sie uns etwas über sich selbst.


Mein akademischer Werdegang war typisch schweizerisch. Ich habe Wirtschaftswissenschaften an der Universität Genf studiert und anschliessend einen Master in Finanzen an der Universität Neuenburg gemacht. Dann bin ich durch Zufall in der Immobilienbranche gelandet.

 

Das heisst?


In meinem ersten Job, beim Vermögensverwalter IAM, habe ich nach einem Weggang die Verwaltung eines Immobiliendachfonds übernommen. Ich war sofort fasziniert. Mir gefielen die lokale und die menschliche Seite der Branche, die zahlreichen Treffen, und natürlich auch, dass man – neben Immobilien – mit verschiedenen anderen Bereichen wie Recht, Finanzen, Buchhaltung und Nachhaltigkeit zu tun hat. Kurz gesagt: Mit Immobilien langweilt man sich nie.

 

Ein Dachfondsmanager, wie Sie es früher waren, und ein Manager eines Fonds mit eigenem Immobilienportfolio, wie Sie es heute sind, ist nicht ganz das Gleiche. Wie kam es zu diesem Wechsel?


Bei einem Dachfonds oder bei der Verwaltung indirekter Immobilienanlagen spricht man häufig mit den Immobilienmanagern, bei denen man investiert. Dies hat mich motiviert, die Seiten zu wechseln. Nachdem ich zunächst bei einem Lausanner Konkurrenzunternehmen gearbeitet habe, bin ich seit Anfang 2020 bei Edmond de Rothschild REIM (Suisse) SA tätig, und zwar im Team, das Immobilienfonds verwaltet. Offiziell bin ich Senior Manager bei Edmond de Rothschild REIM.

 

Und was gibt es zu Ihrem Privatleben zu sagen?


Ich bin 33 Jahre alt und Vater zweier Töchter. Die eine ist zwei- und die andere vierjährig. Ich bin ziemlich sportlich. Ich habe viel Basketball gespielt. Ich wohne in Genf.

 

Wie war der Lockdown für Sie?


Ehrlich gesagt, ziemlich unproblematisch. Auch wenn der erste – im Frühjahr 2020 – relativ anstrengend war. Als die Kinderkrippen geschlossen wurden, waren unsere beiden Töchter plötzlich zuhause, was nicht immer ganz einfach war. Zudem hatte ich erst drei Monate zuvor bei Edmond de Rothschild REIM begonnen. Doch mein Arbeitgeber hat sich als effizient und flexibel erweisen, sodass ich meine Arbeitszeit reduzieren konnte, um mich etwas mehr meinen Töchtern zu widmen.

 

Gab es wegen der Pandemie weniger Arbeit in Ihrer Branche?


Ganz im Gegenteil. Wir hatten sogar mehr Arbeit als normalerweise – mit vielen Fragen von Investoren und vielen Bitten von Mietern um Hilfe. Wir haben uns um jedes Anliegen einzeln gekümmert, was sich in vielen Arbeitsstunden niederschlug. Ich denke, wir konnten objektiv vielen Menschen helfen, vor allem den Kleinmietern.

 

Direkte Treffen gab es aber weniger?


In der Tat. Und das ist etwas frustrierend – zumal der Job gerade deswegen so ansprechend ist, weil man viele verschiedene und oft sehr interessante Menschen trifft. Dank Videokonferenzen konnten wir aber dennoch in Kontakt bleiben.

 

Werden Sie mittelfristig in der Immobilienbranche bleiben?


Ich denke, dass ich in fünf Jahren immer noch bei Edmond de Rothschild REIM im Immobilienbereich tätig sein werde. Einerseits ist es eine Branche, die mich sehr interessiert, und andererseits braucht in diesem Bereich alles seine Zeit. Ich würde also sehr gerne sehen, dass die Projekte, die ich heute anstosse, in drei oder fünf Jahren verwirklicht werden.
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Welche Bedeutung hat Ihr Unternehmen im Bereich der indirekten Immobilienanlagen in der Schweiz?


Wir sind ein 21-köpfiges Team. Wir verwalten ein Immobilienportfolio im Wert von 3,4 Milliarden Franken, die Hälfte davon über den Fonds Edmond de Rothschild Real Estate SICAV oder – abgekürzt – ERRES. Dieser Fonds wurde vor genau zehn Jahren aufgelegt, und zwar als erster Schweizer Fonds mit der Rechtsform SICAV, die heute die Regel ist. Dies ist verständlich, da diese Rechtsform den Anlegern namentlich mit dem Verwaltungsrat und der Generalversammlung eine bessere Governance ermöglicht.

 

Sie sind vor allem in der Westschweiz investiert?


Der ERRES ist zur Hälfte in Genf, wo wir unseren Sitz haben und den Markt und dessen Umfeld am besten kennen, und zu 80% in der Westschweiz investiert. Ungefähr zu 70% in Wohn- und zu 30% in Gewerbeimmobilien. Mit einem verwalteten Vermögen von nahezu zwei Milliarden Franken gehören wir zu den zehn grössten Fonds am Markt, der von den beiden Schweizer Grossbanken beherrscht wird.

 

Verwalten Sie neben diesem Fonds noch andere Immobilienanlagen?


Ja, wir verwalten noch zwei andere Produkte für Dritte und betreuen auch das Immobilienportfolio – einschliesslich Akquisitionen – anderer institutioneller Kunden in der Schweiz. Wie gesagt, wir verwalten Immobilien im Wert von insgesamt 3,4 Milliarden Franken.


Ausserdem überwache ich die Positionen, die wir gemeinsam mit unseren Investoren in Europa (Deutschland, Vereinigtes Königreich, Benelux und Frankreich) eingegangen sind.

 

Wie werden sich die indirekten Immobilienanlagen in der Schweiz Ihrer Meinung nach künftig entwickeln?


Der Markt ist immer noch sehr dynamisch. Es kommen immer neue – und bisweilen sehr spezialisierte – Produkte auf den Markt. Und es gibt viele Kapitalerhöhungen. Diese werden in der Regel vollumfänglich gezeichnet, wenn der «Deal Flow» qualitativ hochwertig ist und der vom Manager angestrebten Strategie entspricht, was zeigt, dass die Nachfrage nach indirekten Immobilienanlagen weiterhin sehr gross ist.

 

Ein leichter Markt also?


Nein, ganz im Gegenteil. Der Markt wird immer härter umkämpft und die Anleger sind immer anspruchsvoller und erwarten Transparenz, Liquidität und ein proaktives Management der ESG-Themen – all das in einem Umfeld, in dem die Renditen unter Druck sind und dem Manager somit immer weniger Spielraum für Fehler bleibt.

 

Und wird diese Euphorie anhalten?


Wenn der Immobilienmarkt dreht, wird es meines Erachtens zu einer Konsolidierung des Marktes und zu Fondszusammenlegungen kommen. Dennoch würde ich darauf wetten, dass diese Wende eher später als früher kommt.


 

Olivier Toublan für Immoday