5 Minuten mit Charlotte Eich, Fund Supervision Manager, stellvertretende Direktorin bei der Depotbank der BCV

28/03/2023

Olivier Toublan

Immoday

5 Min

Zum heutigen '5 Minuten mit'-Interview begrüssen wir Charlotte Eich, Fund Supervision Manager, stellvertretende Direktorin bei der Depotbank der BCV

 

'5 Minuten mit' ist eine Interviewreihe, die zu einem besseren Verständnis der Akteure der Immobilienverbriefung in der Schweiz und ihrer Aktivitäten beitragen soll.

 

Charlotte Eich, stellen Sie sich unseren Lesern vor. Wer sind Sie? 
 

Ich bin 40 Jahre alt und seit 2017 Leiterin des Teams Fund Supervision bei der Depotbank der BCV. Die Depotbank der BCV ist als Referenzbank für Immobilienfonds anerkannt und hat sich im Laufe der Zeit mit einem Marktanteil von fast 50 % als Marktführer für zertifizierte Fonds etabliert. 

 

Erzählen Sie kurz, welche Rolle die Depotbank spielt?  

 

Das KAG – das Gesetz, das die Funktionsweise von Anlagefonds definiert – legt die Rolle von Depotbanken fest, nämlich die Überwachung aller NIW von kollektiven Anlagefonds, die Abwicklung des Anteilshandels und die Dividendenausschüttung. Nicht zu vergessen die Überwachung der Einhaltung der im Prospekt und im Fondsvertrag beschriebenen Anlagebeschränkungen. Kurzum, eine ganze Reihe unerlässlicher Aufsichtsmassnahmen, die von der FINMA verlangt werden, um Inhabern von Fondsanteilen eine gewisse Sicherheit zu garantieren.

 

Sie sind die grösste Depotbank der Schweiz für Immobilienfonds.  Wie lässt sich dieser Erfolg erklären?  
 

Als Vorreiterin bei der Einführung zahlreicher neuer Strukturen und aufgrund unseres langjährigen Engagements im Bereich der Immobilienverbriefung verfügen wir über einzigartige Kenntnisse und spezifisches Fachwissen, weshalb wir ein breites Spektrum an Anforderungen abdecken können. Darüber hinaus sind unsere Prozesse und Dienstleistungen modular gestaltet, so dass wir individuell auf die Besonderheiten unserer Kunden eingehen können. Die Depotbank-Abteilung besteht aus einem starken Team von 18 Experten, das seit vielen Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. Darüber hinaus haben wir durch unsere Aktivitäten auf dem Sekundärmarkt und als Prime Broker für die digitale Plattform PropertyMatch (www.propertymatch.ch) ein grosses Netzwerk von Investoren aufgebaut, von dem unsere Kunden bei Transaktionen auf dem Primär- und Sekundärmarkt profitieren können. 

 

Was mögen Sie an Ihrem Beruf?  
 

Dadurch, dass man die Fonds täglich überwacht, lernt man sie gut kennen. So kann man zur Entwicklung der Kunden beitragen. Es kommt immer wieder vor, dass unsere Fragen den Fondsleitungen helfen, ein hohes Qualitätsniveau zu gewährleisten.

 

Als Depotbank haben Sie einen sehr guten Beobachtungsposten im Bereich der Immobilienfonds. Wie schlägt sich dieser Sektor nach den Turbulenzen, die in den letzten Monaten auf dem Markt zu beobachten waren? 
 

Er ist weiterhin stabil. Natürlich gab es Spannungen auf dem Markt, aber Immobilien sind nach wie vor langfristig eine attraktive Anlageklasse. Allerdings haben einige Anleger im Laufe des Jahres 2022 und insbesondere aufgrund der steigenden Zinsen ihre Asset Allocation geändert. Manchmal zum Nachteil von Immobilienfonds, was man konkret am Rückgang der Agios festmachen kann. Doch unserer Meinung nach hat sich ihre Perspektive nicht wesentlich geändert. Die Fundamentaldaten von Schweizer Immobilien sind solide, und langfristig gesehen bleiben sie ein attraktiver Vermögenswert, den man in seinem Portfolio haben sollte. Immobilienfonds bieten ein professionelles Management und einen einfachen, diversifizierten Zugang zu Immobilien: Man muss die Immobilien weder selbst kaufen noch verwalten oder instand halten. Darüber hinaus erzielen Immobilienfonds seit jeher regelmässige Erträge und sind manchmal weniger volatil als andere Anlagen.

 

Wir haben über die Investoren gesprochen, aber auch die Fonds selbst mussten im Jahr 2022 einiges einstecken.  
 

2022 war in der Tat voll von mehr oder weniger erfreulichen Ereignissen, die Immobilienfonds vor neue Herausforderungen stellten und zu denken geben. Neben den steigenden Zinsen darf man auch die Klimakrise, die Inflation und die Rohstoffknappheit nicht vergessen.

 

 

Ein anderes Thema, über das in letzter Zeit viel gesprochen wird, ist die Nachhaltigkeit. Ist diese wirklich zu einem wichtigen Anliegen für die Branche geworden? 
 

Nachhaltigkeit ist zweifellos eine wichtige Herausforderung geworden. Der Bundesrat hat ein klares Ziel, das er Ende Dezember mit der Veröffentlichung seines Berichts «Sustainable-Finance Schweiz – Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz» bekräftigt hat. Die Herausforderungen betreffen insbesondere die Umsetzung eines aktiven Managements, das die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien, die Offenlegung von Informationen für Investoren und die Governance des Managements gewährleistet. Anleger sollen die Positionierung der Produkte in Bezug auf die Nachhaltigkeit gut verstehen können. 

 

Okay, aber sind die Fondsmanager davon überzeugt? 
 

Inzwischen stellen sich alle Fonds die Frage, wie sie die Erwartungen der Anleger in Bezug auf die ESG-Kriterien erfüllen und die Nachhaltigkeit ihres Immobilienbestands erhöhen können, wobei sie die Ziele des Bundes für 2030 und 2050 im Blick haben, das heisst die Senkung der Emissionen bis 2030 um die Hälfte und bis 2050 um 70-85 %. 
 

Wir können bei den Immobilienfonds den echten Willen erkennen, nachhaltiger zu werden. Und wir wissen, dass Immobilien der grösste CO2-Produzent in der Schweiz sind und dass sich die Investoren zunehmend wegen der Klimakrise sorgen. In diesem Kontext haben Immobilienmanager die Möglichkeit, sich zu positionieren und ihre Fähigkeit zu demonstrieren, diese Ziele zu antizipieren und zu erreichen, indem sie die Nachhaltigkeit ihres Immobilienportfolios verbessern. 
 

Um den Bereich der Kommunikation mit Anlegern zu strukturieren, haben mehrere Berufsverbände Empfehlungen herausgegeben, darunter die Asset Management Association Switzerland (AMAS) und Swiss Sustainable Finance (SSF). Darüber hinaus werden die Finanzinstitute aufgefordert, die kürzlich eingeführten «Swiss Climate Scores» umzusetzen.

 

Und kontrollieren Sie als Depotbank auch, dass Fonds die ESG-Kriterien einhalten?  
 

Projektträger, die die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) in ihre Strategie integrieren möchten, müssen dies auf Ebene der Anlagepolitik des Fondsvertrags tun. Im Rahmen ihrer Aufsichtstätigkeit über kollektive Kapitalanlagen muss die Depotbank insbesondere sicherstellen, dass die Anlageentscheide dem Gesetz und dem Reglement entsprechen (Art. 73 Abs. 3 KAG). 

 

Wie hoch ist das Risiko von Greenwashing?  
 

Wegen der wachsenden Sorge um die Umwelt nimmt die Zahl der nachhaltigen Investitionen derzeit rapide zu. Da es noch keine entsprechenden Vorschriften gibt, besteht das Risiko, dass das Nachhaltigkeitsengagement verfälscht wird. Die Behörden stehen dem Thema Greenwashing wachsam gegenüber. Es bedarf eines aktiven Managements sowie einer Transparenz bei Informationen.

 

Charlotte Eich, kommen wir ein wenig auf Sie zurück. Was sind Ihre wichtigsten beruflichen Charaktereigenschaften?  
 

Ich würde sagen Beharrlichkeit, Organisationsvermögen und der Wunsch, unseren Kunden den besten Service zu bieten. Es ist mir wirklich wichtig, durch qualitativ hochwertige Prozesse und Fachkompetenz nützlich zu sein.

 

Welche Hobbys haben Sie?  
 

Sport, insbesondere Laufen. Ich nehme regelmässig als Amateurin an verschiedenen Volksläufen teil. «Das holt mich vom Schreibtisch weg, bringt mich auf andere Gedanken und lässt mich Abstand gewinnen.» Nicht zu vergessen die Musik. Als Kind habe ich Harfenunterricht genommen und mir bis heute die Freude am Spielen bewahrt.

 

Unsere letzte Frage, mit der wir immer unsere Porträts beenden: Wenn Sie einen Zauberstab hätten, was würden Sie an Ihrem Werdegang ändern?   
 

Wahrscheinlich nichts, es sind unsere Entscheidungen, durch die wir jeden Tag unseren Weg schreiben.

 

Olivier Toublan, Immoday