'5 Minuten mit'-Interview - Philippe Keller und Christian von Ballmoos

17/11/2020

Immoday

Redaktion

3 min

Für das heutige "5 Minuten mit"-Interview begrüßen wir Philippe Keller und Christian von Ballmoos, Managing Partners der PvB Pernet von Ballmoos.

'5 Minuten mit' ist eine Reihe von Interviews die die Akteuren der Schweizer Immobilien-verbriefungsbranche vorstellen sollen.


Wer sind Sie im Büro?

Christian von Ballmoos: Wir sind die beiden Eigentümer und Geschäftsführer der Fondsleitung die Grenzen zwischen „Büro“ und „Privat“ verschwimmen manchmal – und das ist auch gut so. Wir sind aber vor allem ein Team – und versuchen die für uns zentralen Werte sowohl privat als auch im Geschäft zu leben. Wir beide glauben an Ehrlichkeit, Genauigkeit und Pünktlichkeit als wichtige Werte und machen keine leeren Versprechungen. Wir sind uns bewusst, dass Fehler geschehen können und erachten es als wichtig, dass daraus gelernt wird. Resultate sind uns wichtiger als Erklärungen, warum ein Problem nicht gelöst werden kann.
 

Philippe Keller: Wichtig ist sicher auch zu erwähnen, dass Christian und ich uns sehr gut ergänzen. Ganz abgesehen von der anderen Ausbildung (ich bin Jurist und er ist Ökonom) ergänzen wir uns auch in der Art, wie wir Themen angehen. Übespitzt gesagt zeigt Christian manchmal mögliche Lösungen auf, bevor die Problemstellung fertig dargelegt wurde, während ich Konstellationen gerne erst einmal „setzen“ lasse und dann über Lösungsansätze nachdenke. Gemeinsam sind wir sicher ein starkes Team, wenn es um die Ausarbeitung von strukturellen Lösungen für Anlagegefässe geht, da wir beide fast unser gesamtes Berufsleben damit verbracht haben. Wir verstehen das Zusammenspiel von Regulation, Anlagestrategie, Verkauf und Administration im Detail- und sind daran interessiert, für unsere Kunden langfristig bestehende Lösungen zu finden.
 

CVB: um auf Ihre Frage zurückzukommen: Wir sind im Büro die gleichen Menschen wie privat: Philippe und Christian – mit unseren Stärken und Schwächen, die zum Glück komplementär sind. Als Unternehmer und Eigentümer haben wir bei allem was wir tun sicher eine sehr langfristige Perspektive, was uns möglicherweise von anderen Personen in der Finanzindustrie, welche am Quartals- oder Jahresresultat gemessen werden unterscheidet.
 

Wer sind Sie im Leben?

PKE: Ich verweise hier auf die Antwort von Christian zur ersten Frage. Ergänzend dazu kann ich sagen, dass wir beide relativ spät in unserem Leben Vater geworden sind und in einer glücklichen Familie leben. Ich denke auch kulinarisch ergänze ich mich sehr gut mit Christian: Ich kann sicher in Anspruch nehmen, der bessere Koch zu sein und Christian dürfte von uns beiden der bessere (oder ehDSC_0720.jpger: grössere) Esser und Trinker sein...(lacht). Spass beiseite: Wir beide sind Geniesser und lieben Italien. Christian kommt aus Richterswil am Zürichsee und ich habe meine Wurzeln im Aargau und lebe heute am Vierwaltdstädtersee.
 

CVB: Familie ist sicher für beide von uns wichtig. Wir kommen beide aus mittelständischen Familien und sind nicht mit dem „goldenen Löffel im Mund“ geboren.  Wenn sie nach Charakter fragen, kommen mir bei Philippe neben Ehrlichkeit v.a. Loyalität, Gerechtigkeit und Interesse für eigentlich „alles“ in den Sinn....er kann Ihnen z.B. gerne die Funktionsweise eines Verbrennungsmotors erklären oder die Vor- und Nachteile eines Tesla-Motors verglichen mit einem Ferrari-Motor...wichtig zu ergänzen: Er wird nicht an der Oberfläche kratzen und die gängigen „pro’s und con’s“ wiederholen. Sondern sein Interesse ist gekoppelt mit dem Bestreben nach Details und Tiefgang.
 

PKE: ...und ich denke bei Christian am ehesten an sein positives Denken und die „it can be done“ Mentalität. Er will Lösungen lieber gestern als heute oder morgen realisieren und ich würde sagen, dass er sicher der Ungeduldigere von uns beiden ist.
 

Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen in der Schweizer Immobilienverbriefung?

PKE: Wie bei allen anderen Anlageklassen, in denen wir als Fondsleitung Private Label Fonds für unsere Kunden betreiben, ist auch beim Betrieb von Immobilienfonds die Unabhängigkeit und das Vermeiden von Interessenskonflikten für uns zentral. Im Gegensatz zu kotierten Aktien ist das Angebot an guten Immobilien zu einem vernünftigen Preis in der Schweiz beschränkt. Um nicht in Konkurrenz zu unseren Kunden zu treten, konzentrieren wir uns auf die Administration, Risikomanagement, Compliance und den Betrieb der Fonds. Die Jagt nach guten Objekten ist die Aufgabe unserer Kunden, mit denen wir nicht in Konkurrenz treten wollen, indem wir eigene Immobilienfonds auflegen oder Immobilienvermögensverwalter in unserem Aktionariat haben.
 

CVB: Unsere heutige Rolle in der Immobilienverbriefung ist aber (noch) absolut vernachlässigbar. Wir sind sozusagen der Mehlstaub auf der Theke in der Bäckerei. Das sehen wir aber durchaus als Vorteil: Wir haben keine Altlasten. Wir haben uns strategisch entschieden, das PLF Geschäft im Immobilienbereich in den nächsten Jahren auszubauen und das Team um erfahrene Spezialisten mit jahrzehntelanger Erfahrung im Immobilienbereich erweitert. Wir glauben auch hier daran, dass unsere Dienstleistung als Fondsleitung durch die Personen definiert wird, welche die Dienstleistung erbringen.
 

PKE: Administration, Geschäftsführung von Fondsstrukturen, Risikomanagement und Compliance sind aber die DNA von PvB in allen Anlageklassen und wir beschränken uns auch im Immobilienbereich auf diese Dienstleistungen, welche als „Paket“ in form eines Private Label Funds bei uns bezogen werden können oder aber auch als einzelne Dienstleistung im Sinne einer Outsourcing-Beziehung.
 

Wie würden Sie die Schweizer Industrie der indirekten Immobilienanlagen beschreiben?

CVB: Kurz gesagt haben indirekten Immobilienanlagen in der Schweiz phantastische Jahre hinter sich und ich sehe keine Anzeichen, dass sich das kurzfristig ändert. Der Boom lässt die Akteure in der Branche gut verdienen und dies kann natürlich zu ineffizienten Strukturen oder falschen Anreizen führen, wenn Akteure für verschiedene Rollen entschDSC_0716.jpgädigt werden und nicht immer klar ist, welche Interessen vertreten werden. Wir erwarten eine zunehmende Spezialisierung in der Branche und vermuten, dass auch die Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette zunehmen wird.
 

PKE: Der grösste Nachteil der Schweiz könnte zudem als grösster Vorteil genannt werden: Die „Kleinheit“ führt zu einer beschränkten Verfügbarkeit an investierbaren Objekten, aber die Kleinheit führt ebenfalls dazu, dass die Akteure sich direkt oder zumindest „indirekt“ kennen. Man muss sich „anständig aufführen" um als Dienstleister in diesem Sektor eine langfristige Zukunft zu haben und als Partner von seriösen Kunden akzeptiert zu werden. Die Übereinstimmung von Kunden- und Dienstleister-Interessen sind im Immobiliensektor zentral und da kommt einer wirklich unabhängigen Fondsleitung eine wichtige Rolle zu.
 

Wie sehen Sie die Aussichten für den Sektor?

PKE: Wir sind nicht im Geschäft um Prognosen für irgend einen Sektor zu machen sondern kommen täglich ins Büro, um für unsere Kunden das Handwerk der Fondsleitung zu erledigen. Selbstverständlich stellen wir fest, dass riesige Immobilienbestände im Besitz von Familien sind, die in den nächsten Jahren von einem Erbgang betroffen sind. Für viele Familien kann es beim Übergang von der patronalen Verwaltung der Immobilienportfeuilles in die Hände der Erben sinnvoll sein, diese Bestandesimmoblien zu verbriefen in dem man sie z.B. in einen Fonds einbringt. Eine andere Thematik sind Versicherungen, die Ihre Immobilienbestände heute noch im gebundenen Vermögen auf der Bilanz halten und aus verschiedensten Gründen die Verbriefung dieser Bestände umsetzen möchten.
 

CVB: Es gibt unbestrittenerweise viel zu tun für seriöse Dienstleister im Immobilienbereich. Als unabhängige Fondsleitung verstehen wir von unseren Kunden, dass unsere Aktivitäten im Bereich Governance im gesamten Fondsverbund und Transparenz schaffen sehr geschätzt werden. Speziell falls sich die Investorenbasis nicht nur aus Profis zusammensetzt, wird das Vertrauen der Investoren in die seriöse Überwachung aller Beteiligten Akteure im Fondsverbund durch die Fondsleitung zentral. Diese Dienstleistung kann sicher am glaubwürdigsten durch eine wirklich unabhängige Fondsleitung erbracht werden.
 

Wenn Sie in die Vergangenheit schauen, was würden Sie ändern wollen?

CVB: ehrlich gesagt: nichts. Wir setzen einen Fuss vor den anderen, arbeiten seriös und konzentrieren uns auf die Kunden. Wir dürfen uns keine Illusion machen: Die „Stars“ sind unsere Kunden – wir sind die notwendigen „Ameisen“ im Hintergrund, welche für das Fett zwischen den Zahnrädern der (Fonds-)maschinen unserer Kunden sorgen. Keine sexy Aufgabe, aber solides Handwerk.

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November 2020