'5 Minuten mit'-Interview - Riccardo Boscardin

14/02/2021

Immoday

Redaktion

3 min

Für das heutige "5 Minuten mit"-Interview begrüßen wir Riccardo Boscardin, Präsident der Vereinigung Immoday.

'5 Minuten mit' ist eine Reihe von Interviews die die Akteuren der Schweizer Immobilien-verbriefungsbranche vorstellen sollen.
 

 

Riccardo Boscardin, wer sind Sie im Büro?

Ich bin seit fünf Jahren als UBS-Angestellter pensioniert. Inzwischen amte ich als Präsident des Verwaltungsrates der Investis Holding. Ich habe noch Mandate bei mit der UBS verbundenen Gesellschaften, bin Eigentümer von Boscardin Real Estate, Mitglied der Stiftung für die neue Kaserne der Schweizergarde im Vatikan und Präsident von Immoday.

Nach dem Studium in Basel, Dr. iur., habe ich fast meine gesamte Karriere bei UBS verbracht, wo ich Leiter der Abteilung Global Real Estate-Schweiz und Leiter der Abteilung Global Customized Client Mandates war.
 

Eine meiner Stärken ist die Vernetzung. Ich liebe den Austausch zwischen Immobilienfachleuten in der Schweiz und im Ausland. Bevor ich eine Entscheidung treffe, höre ich mir gerne die Meinungen anderer an und analysiere sie, um eine gute Grundlage für eine Entscheidungsfindung zu erhalten. Ich bin hundertprozentig engagiert und identifiziere mich immer mit meiner Arbeit. In der Vergangenheit nannten mich meine Kollegen "den Patron".

 

Und wer sind Sie privat?

Meine Vorfahren, Tuchhändler, verliessen die Region Venedig - die damals noch zu Österreich gehörte - 1855 in Richtung St. Gallen und später Basel. Da bin ich auch geboren, aufgewachsen und zur Uni gegangen. Meine Frau Doris ist ebenfalls aus Basel, wir haben drei Kinder, von denen zwei in Genf leben, einen Enkel und bald einen zweiten.
 

Meine Hobbys sind Immobilien, bildende Kunst, Reisen und das Sammeln kleiner Antiquitäten. Seit ich Großvater geworden bin, habe ich eine neue Leidenschaft entdeckt.
 

Gemäss meinem Umfeld bin ich extrovertiert, kontaktfreudig, immer gut gelaunt und sehr engagiert.

 

Erzählen Sie uns etwas über Investis und ihre Rolle in der Schweizer Immobilienverbriefung?

Die Investis Holding ist eine börsenkotierte Immobiliengesellschaft mit einem Wohnimmobilienportfolio im Wert von rund 1,5 Milliarden Schweizer Franken. Wer gerne in Wohnimmobilien im Genferseegebiet mittels eines börsenkotierten Unternehmens investieren möchte, findet in Investis den einzigen Anbieter. Zudem ist dieser krisenresistent, da die Wohnungen auf die Mittelschicht zugeschnitten sind.

Als Verwaltungsratspräsident des Unternehmens trage ich eine große Verantwortung. Mein Immobilien-Background erleichtert mir meine Entscheidungen, und ich kann auf das Fachwissen meiner Kollegen im Verwaltungsrat zählen. Es ist eine sehr fruchtbare und angenehme Zusammenarbeit.
 

Die Verbriefung hat eine große Zukunft. Kleine und mittlere Investoren, die sich direkte Immobilien zu den heute sehr hohen

Preisen nicht leisten können, werden sich für indirekten Immobilienbesitz entscheiden. Ich werde auf ihre Vorteile zurückkommen.

Wenn ich wählen könnte, würde ich direkte Immobilien bevorzugen. Aber die Immobilienpreise verhindern dies. Ich bin in Immobiliengesellschaften und börsenkotierte Immobilienfonds investiert. Meine Direktinvestitionen in der Schweiz und im Ausland stammen aus einer Zeit, als die Preise noch erschwinglich waren. Meine Frau und ich halten rund 80% unseres Vermögens in Wohnimmobilien, das Verhältnis zwischen direkten und indirekten Immobilien liegt bei 95% zu 5%.

Wie würden Sie den indirekten Immobilienmarkt in der Schweiz beschreiben?

Indirekte Immobilieninvestitionen bleiben attraktiv und werden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Fonds, Gesellschaften und Stiftungen wachsen weiterhin. Im Vergleich zum Ausland ist das Volumen des indirekten Immobilienbesitzes noch gering. Zu seinen Vorteilen gehören: geringer Kapitaleinsatz möglich, Diversifizierung und Risikominderung, Transparenz, tägliche Kursveröffentlichung, Liquidität, attraktive Besteuerung, professionelles Management mit detaillierten Rechenschaftsberichten, einfache Auf- und Erbteilung. Meiner Meinung nach eignen sich direkte Immobilien eher für Privatanleger und institutionelle Anleger mit großen Kapitalbeträgen.  

 

Was ist Ihre Vision für diese Branche und die wichtigsten Herausforderungen für morgen?

Ich bin hinsichtlich der kurz-, mittel- und langfristigen Entwicklung sehr optimistisch. Investments und Produkteentwicklung müssen sich an neue Bedürfnisse anpassen. Es ist jedoch schade, dass einige Produkte unter ausländischer Gerichtsbarkeit lanciert werden. Warum können nicht alle unter dem Label "Swiss" produziert werden? Dies würde jedoch eine einfachere und wirksamere Gesetzgebung erfordern.

 

Wenn Sie heute hinter sich schauen, möchten Sie etwas ändern?

Ich persönlich bedaure es, nicht die Ausbildung zum CFA (Chartered Financial Analyst) absolviert zu haben. Zudem hätte ich früher mehr Immobilien erwerben sollen, selbst bei grösserer Verschuldung.

 

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Juni 2020