'5 Minuten mit'-Interview - Thierry De Mitri

05/04/2021

Immoday

Redaktion

3 min

Für das heutige «5 Minuten mit»-Interview begrüssen wir Thierry De Mitri, Gründer von De Mitri Conseils SA.
 

«5 Minuten mit» ist eine Interviewreihe, in der Akteure der Schweizer Immobilienverbriefungsbranche vorgestellt werden.


Können Sie uns etwas über Ihr Berufsleben erzählen?

Ich bin Gründer eines Steuerberatungsunternehmens, das Unternehmen und Privatpersonen hilft, sich in einer Welt zurechtzufinden, in der Steuern eine zentrale Rolle spielen.

 

Ich bin in Genf geboren und habe dort auch meine ganze Schulbildung absolviert – bis zur Erlangung der Lizenz in Rechtswissenschaften der Universität Genf. Danach absolvierte ich eine Weiterbildung an der HEC Lausanne, die ich mit einem Zertifikat mit Schwerpunkt Betriebswirtschaft, Finanzen und Rechnungswesen abschloss. Anschliessend hatte ich das grosse Glück, zur Steuerabteilung von Arthur Andersen zu stossen, wo ich mir bei grossartigen Fachleuten, die mir viel beibrachten, meine ersten Kenntnisse im Steuerbereich aneignete. Gleichzeitig erwarb ich mein Diplom als Steuerexperte. In der Folge arbeitete ich zwei Jahre lang bei der kantonalen Steuerverwaltung in Lausanne und beschloss 2001, unabhängiger Steuerberater zu werden – zunächst mit einem Partner, ab 2008 dann allein.

 

Meine wichtigste berufliche Charaktereigenschaft ist meine Leidenschaft für Steuern, einen Bereich der oft als abstrakt und komplex wahrgenommen wird. Ich gebe zu, meinen Kunden zu dienen und ihre Steuerprobleme zu lösen, motiviert mich jeden Tag von Neuem. Ich bin von Natur aus nicht sehr auf Streit aus, weshalb ich mich bemühe, einen Konsens und ausgewogene Lösungen für meine Kunden zu finden. Wenn ich also eine Charaktereigenschaft auswählen müsste, die mich auszeichnet, dann sicherlich meine Leidenschaft für Steuern und mein Bestreben, meine Kunden zu unterstützen.

 

 

Was gibt es zu Ihrem Privatleben zu sagen?

Meine Eltern stammen aus Italien und kamen Ende der 1960er-Jahre nach Genf, wie viele Italiener damals. Die ersten 25 Jahre meines Lebens habe ich praktisch nur dort verbracht. Danach zog ich in den Kanton Waadt, wo ich mit meiner Frau und meiner Tochter lebe und sehr glücklich bin.

 

Was meine Hobbys betrifft, so verbringe ich neben dem Lesen auch viel Zeit mit dem Jogging und versuche jedes Jahr, an meine Grenzen zu gehen und mir neue Ziele zu setzen. Nachdem ich mehrere Halbmarathons gelaufen war, wagte ich mich an den Marathon heran. Seitdem versuche ich ein oder zwei Marathons pro Jahr zu laufen. Auf einen Langstreckenlauf muss man sich sorgfältig vorbereiten. Man braucht einen spezifischen Trainingsplan sowie Disziplin und einen gesunden Lebensstil. Beim Jogging ist es so, als würde die Zeit stillstehen. In diesen Augenblicken kann ich wieder zu mir finden.

 

Sowohl privat als auch beruflich setze ich mir gerne Ziele, egal ob persönlich oder mit meiner Familie, und schätze den Weg, der mir erlaubt, dieses Ziel zu erreichen. «Der Weg ist das Ziel», ein Zitat von Konfuzius, ist meine Maxime.​​​​​​​

Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen in der Branche der indirekten Immobilienanlagen in der Schweiz?

Als unabhängiger Steuerberater bin ich für verschiedene Immobilienfonds oder Anleger, die über Immobiliengesellschaften investieren, tätig. Wie jedermann weiss, sind Immobilien die bevorzugten Anlagen der Steuerbehörden. Steuern werden beim Erwerb, während der Haltedauer und beim Verkauf einer Immobilie erhoben. Die Immobilienakteure sind daher ständig mit steuerlichen «Reibungspunkten» auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene

konfrontiert. Ich helfe meinen Kunden, mit all diesen Steuern zurechtzukommen und deren Auswirkungen auf die Transaktionen zu minimieren.

Konkret unterstütze ich die Kunden bei ihren jährlichen Steuerpflichten – wie der Steuererklärung –, die aufgrund der kantonalen Aufteilung, der Finanzierungsart sowie des Kaufs und Verkaufs von Immobilien relativ komplex sind. Da die Steuerbehörden, die sehr gut ausgebildet sind, immer strenger werden, kommt es immer wieder zu Rechtsstreitigkeiten. Deshalb stehe ich meinen Kunden auch vor Gericht zur Seite.

 

Im Bereich der verbrieften Immobilienanlagen ist es undenkbar, über die steuerlichen Aspekte hinwegzusehen. Es ist im Übrigen meine Pflicht, ständig wachsam zu sein und auf noch so geringfügige Änderungen der Gesetze, der Rechtsprechung und der Verwaltungspraxis zu achten. Dies ist unerlässlich, um Steuerrisiken zu vermeiden – oder besser – um Gelegenheiten, die das Steuerumfeld bietet, zu nutzen. Angesichts der oft hohen Summen, die auf dem Spiel stehen, ist es äusserst wichtig, sehr sorgfältig, kreativ und reaktionsfähig zu sein.

 

Wie würden Sie den Schweizer Markt für indirekte Immobilienanlagen beschreiben?

Der Markt hat in den letzten zwanzig Jahren eine spektakuläre Entwicklung hingelegt. Die Anzahl Akteure hat stetig zugenommen, sei es im stark regulierten Bereich der verbrieften Immobilien oder im weniger stark regulierten Bereich der Immobiliengesellschaften. Die Anleger suchen nach Alternativen zu klassischen Finanzanlagen und möchten eine Diversifikation im Immobilienbereich. Die Verbriefung von Immobilien hat vielen Investoren eine ganz neue Welt eröffnet. Meines Erachtens wird dieses Wachstum anhalten und auch der Bereich der Immobilienanlagen wird sich weiterentwickeln. Die Steuervorschriften werden zwangsläufig angepasst und die Akteure werden diese Änderungen im Auge behalten müssen.

 

Eine der Schwächen der Besteuerung indirekter Immobilienanlagen besteht darin, dass sich die Praktiken der einzelnen kantonalen Steuerbehörden und der Eidgenössischen Steuerverwaltung stark voneinander unterscheiden. Die Besteuerung ist daher oft nur sehr schwer nachvollziehbar, um nicht zu sagen, unverständlich. Die administrativen Praktiken verändern sich bisweilen, was die Anlagen riskant und unsicher machen kann. Man darf nicht vergessen, dass Immobilienanlagen standortgebunden sind. Daher müssen die Akteure im Bereich der indirekten Immobilienanlagen immer auf dem Laufenden sein über die steuerlichen Entwicklungen.

 

Wie schätzen Sie die Entwicklung dieser Branche kurz und mittelfristig ein?

Die kurzfristige Entwicklung ist Covid-19-bedingt nicht klar. Es gibt noch zahlreiche Unwägbarkeiten und die Situation ändert sich praktisch von Woche zu Woche. Daher ist es schwierig, eine Einschätzung auf kurze Sicht abzugeben.

 

Mittelfristig gehe ich – wie bereits erwähnt – davon aus, dass die Dynamik im Bereich der indirekten Immobilienanlagen anhalten wird. Solche Anlagen bieten jedermann ganz klar die Möglichkeit, einen Teil seines Vermögens in Immobilien anzulegen und von der Verwaltung durch kompetente und umsichtige Fachleute zu profitieren. Aus steuerlicher Sicht hat die jüngste Unternehmenssteuerreform solche Anlagen eher begünstigt, indem dafür gesorgt wurde, dass die Steuern nicht ausufern – weder auf Ebene der Akteure, die mit der Verwaltung des Immobilienvermögens betraut sind, noch auf Ebene der Anleger. Die Verbriefung von Immobilien bietet auch Vorteile beim Vermögensübergang, da bei der Übertragung von Effekten nicht dem Standort der Immobilie Rechnung zu tragen ist.

 

Der direkte Besitz von Immobilien beispielsweise ist im Falle von Erbschaften oft chaotisch und führt häufig zu Konflikten. Indirekte Immobilienanlagen können viel leichter aufgeteilt werden und das Konfliktpotenzial ist geringer. Eine bessere Risikostreuung, eine grössere Liquidität des Immobilienvermögens und Steuern, die sich in Zaum halten, sind alles Vorteile, die darauf hindeuten, dass den indirekten Immobilienanlagen in der Schweiz eine rosige Zukunft bevorsteht.
 

Wenn Sie zurückblicken, was würden Sie anders machen?

Das Leben eröffnet uns Möglichkeiten und stellt uns vor Entscheidungen. Natürlich habe ich, wie jeder andere auch, Fehler gemacht, doch sie sind fester Bestandteil meiner Persönlichkeit. Diese Fehler prägen uns. Ich bin jemand, der nach vorne schaut und neue Abenteuer ins Auge fasst.

 

Philippe Perret Du Cray für Immoday