5 Minuten mit Olivier Ouzilou, Mitbegründer und kaufmännischer Leiter von Signa-Terre

24/01/2023

Olivier Toublan

Immoday

5 Min

Zum heutigen '5 Minuten mit'-Interview begrüssen wir Olivier Ouzilou, Mitbegründer und kaufmännischer Leiter von Signa-Terre

 

'5 Minuten mit' ist eine Interviewreihe, die zu einem besseren Verständnis der Akteure der Immobilienverbriefung in der Schweiz und ihrer Aktivitäten beitragen soll.

 

Olivier Ouzilou, erzählen Sie uns etwas über sich selbst. 
 

Ich bin Schweizer, gebürtiger Franzose aus der Gegend von Aix-en-Provence, wo ich einen dem Elektromonteur EFZ gleichwertigen Abschluss gemacht und danach eine technische Maturität absolviert habe. Da ich meine Ausbildung fortsetzen wollte, folgte ich Freunden, die zum Studieren in die Schweiz kamen. Das war im Jahr 1986. Ich machte 1991 an der Ecole d'ingénieur de Genève ein Diplom als Elektroingenieur, Fachrichtung Kernenergie, und wechselte dann an die ETHL, wo ich 1995 einen Master in Energiewissenschaften und 2000 einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften erwarb. Die Schweiz gefiel mir, ich blieb dort, gründete eine Familie und startete meine berufliche Laufbahn.

 

Eine Karriere, die Sie zum Amt für Energie des Kantons Genf führen wird. 
 

Genau, aber davor arbeitete ich von 1992 bis 1996 als Energieingenieur im Ingenieurbüro Amstein + Walthert in Genf. Ich finanzierte mein Studium, indem ich nebenbei jobbte. Nach meinem Abschluss war ich von 1996 bis 2001 als technischer Direktor beim Amt für Energie der Stadt Genf tätig. Im Jahr 2001 wurde ich Direktor des Amtes für Energie des Kantons Genf. Diese Stelle hatte ich bis 2008 inne. Es ist einer der grossen Vorteile der Schweiz, seine Ausbildung vervollständigen und gleichzeitig arbeiten zu können.

 

War Energie ein Bereich, der Sie interessierte? 
 

Ich befasse mich seit meiner ersten Diplomarbeit in den Jahren 1990 eingehend mit dem Thema. Damals war der Königsweg die Kernenergie, an der ich nicht sonderlich interessiert war. Ich zog Energieeffizienz und erneuerbare Energien vor. Eine Fachrichtung, die mich vom Kanton Genf zu BG Ingénieurs Conseils in Lausanne führte, wo ich Partner und Leiter der Abteilung «Hochbau–Energie–Raum» war. Ich war für alles zuständig, was mit räumlicher Energieplanung wie Fernwärme zu tun hatte, ein Bereich, in dem wir Vorreiter waren, mit der Gestaltung effizienter Energienetze, die teilweise auf Ressourcen wie dem See oder der Geothermie basierten. Ich baute ein 20-köpfiges Team bei BG auf, das sich um diesen Bereich kümmerte.

 

2008 gründeten Sie Signa-Terre. 
 

Ja, gemeinsam mit Laurent Isoard, den ich kennengelernt hatte, als ich noch für den Kanton Genf arbeitete. Laurent wollte sich beruflich neu orientieren und absolvierte ein Praktikum beim Amt für Energie des Kantons Genf. Er hatte die Idee für das Energielabelling von Gebäuden. Wir verstanden uns gut und beschlossen, unsere Kompetenzen in den Bereichen Energie, Informatik und Bautechnik zu bündeln.

 

Welche Position haben Sie heute? 
 

Ich bin Verwaltungsratsdelegierter von Signa-Terre und Experte, technischer Referent, für rechtliche und energiepolitische Fragen. Zudem bin ich für den kommerziellen Bereich und die Geschäftsentwicklung zuständig.

 

Wie gross ist Signa-Terre jetzt? 
 

Das Unternehmen beschäftigt derzeit etwa 50 Personen, den Grossteil davon in der Westschweiz, ein halbes Dutzend in Bern. Der Geschäftsausbau in der Deutschschweiz ist im Übrigen die grosse Herausforderung für die nächsten Jahre. Wir haben derzeit rund 11 000 Gebäude, die wir energetisch und in Bezug auf den CO2-Ausstoss überwachen. Davon befinden sich gerade einmal 3000 in der Deutschschweiz. Das Wachstumspotenzial ist also noch gross.

 

Sind die Eigentümer in der Deutschschweiz an Ihren Dienstleistungen interessiert? 
 

In der Deutschschweiz war die Immobilienbranche der Romandie im Bereich der mehrjährigen Bauplanung voraus, lag aber bei den Aspekten der energetischen Nachhaltigkeit von Gebäuden zurück. In diesem Bereich können wir unsere Erfahrung in einen Markt einbringen, der diese – heute und in Zukunft – benötigt. 

 

Olivier Ouzilou, kommen wir wieder auf Sie zu sprechen. Was ist Ihre wichtigste berufliche Charaktereigenschaft? 
 

Ich bin bei Geschäften sehr hartnäckig. Ich glaube an die Bedeutung der Energiewende und kämpfe dafür, dass sie vollzogen wird. Was im Immobilienbereich, wo alles immer ziemlich schwerfällig, ziemlich komplex und ziemlich langsam ist, Ausdauer und Durchhaltevermögen erfordert. Damit Sie sich ein Bild machen können: Noch vor einigen Jahren verbrachte man für ein neues Projekt zur energetischen Sanierung oder für die Installation einer Photovoltaikanlage genauso viel Zeit mit bürokratischem Papierkram wie mit technischen Arbeiten!

 

Viele Immobilienfachleute thematisieren diese Trägheit und Schwerfälligkeit. Verbessert sich die Situation? 
 

Der Wille scheint vorhanden zu sein, die Politiker und Beamten versichern, dass die bürokratischen Hürden abgebaut werden, aber in der Praxis bleiben sie hoch. Wir haben einen echten Bedarf an Vereinfachung und Industrialisierung. Aber die Verfahren sind nach wie vor langwierig, die Bearbeitung der Dossiers und die Koordination der öffentlichen Auflagen dauern sehr lange. 

 

Was sind Ihre Hobbys, wofür begeistern Sie sich? 
 

Ich treibe gerne Sport, fahre Ski und laufe. Aber meine grösste Leidenschaft sind derzeit meine Zwillinge. Sie sind 19 Jahre alt und beginnen eine professionelle Tenniskarriere. Sie absolvieren das Sportstudium an der Wawrinka Academy und wagen den Sprung in die Profi-Tour. Und ich kann Ihnen versichern, es ist praktisch eine Vollzeitbeschäftigung, Kinder und später Jugendliche in ihrer Spitzensportkarriere zu begleiten – mit Training, Turnieren und verschiedenen Bedürfnissen.

 

Was ist Ihre wichtigste persönliche Charaktereigenschaft? 
 

Ich bin sehr neugierig, habe ständig den Drang, neue Dinge zu lernen, und bin im Endeffekt ein Optimist.

 

Zum Schluss noch eine Frage, die wir immer am Ende stellen: Was würden Sie an Ihrer Karriere ändern, wenn Sie einen Zauberstab hätten und die Zeit zurückdrehen könnten?

Ich würde Schweizerdeutsch lernen. Ich habe die Gelegenheit verpasst, als ich jünger war. Ich hätte in der Firma, in der ich damals arbeitete, eine Stelle in der Deutschschweiz annehmen können, habe mich aber für das Angebot der Stadt Genf entschieden. Heute fehlt mir das Schweizerdeutsch, um unser Geschäft in der Deutschschweiz auszubauen, weshalb wir jemanden finden müssen, der über die entsprechenden Kompetenzen verfügt und Schweizerdeutsch beherrscht. 
 

 

Olivier Toublan, Immoday