5 Minuten mit Simona Terranova, Mitgründerin und Partnerin, MT Finance

27/01/2022

Olivier Toublan

Immoday

5 Min

Zum heutigen '5 Minuten mit'-Interview begrüssen wir Simona Terranova, Mitgründerin und Partnerin bei MT Finance


'5 Minuten mit' ist eine Interviewreihe, die zu einem besseren Verständnis der Akteure der Immobilienverbriefung in der Schweiz und ihrer Aktivitäten beitragen soll.
 

Simona Terranova, erzählen Sie uns etwas über sich selbst.

 

Ich bin Sizilianerin, wohne in Genf und habe zwei erwachsene Söhne. Ich habe in Rom Wirtschaft studiert. Danach hatte ich Lust, im Ausland Erfahrungen zu sammeln, weshalb ich nach Luxemburg gezogen bin, um dort zu arbeiten. Anschliessend war ich mehr als 20 Jahre lang für grosse Revisions- und Beratungsunternehmen tätig, zuerst 15 Jahre für PwC und dann 7 Jahre für Deloitte in der Schweiz, wo ich 2015 Partnerin wurde.

 

Sie haben ein sehr internationales Profil...
 

Ich habe zuerst in Luxemburg gearbeitet, bin dann zurück nach Italien – nach Mailand – gegangen und bin schliesslich nach Zürich gezogen. Da mich die lateinische Kultur jedoch mehr anspricht, bin ich rasch in Genf gelandet. Während all dieser Jahre habe ich mich auf die Revision und Beratung im Bereich des Asset Management spezialisiert. Im September 2021 habe ich dann MT Finance gegründet.

 

Weshalb haben Sie sich gerade jetzt selbstständig gemacht?
 

Ich wollte anders arbeiten, um die Kunden nach meiner Philosophie zu betreuen. Ich habe schon länger darüber nachgedacht, mein eigenes Unternehmen zu gründen – zusammen mit meinem derzeitigen Partner, Xavier Ménaige, mit dem ich seit mehr als 15 Jahre arbeite. Nach langem Hin- und Herüberlegen haben wir eines Tages beschlossen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.

 

Ist es beängstigend oder aufregend, sich selbstständig zu machen?
 

Ein bisschen von beidem. Wenn man seine Kündigung einreicht, ist es beängstigend, wenn man dann den Schritt tatsächlich wagt, hat man keine Wahl mehr und es wird sehr aufregend.

 

Was macht MT Finance genau?
 

Das Unternehmen ist auf die Regulierung spezialisiert, die alle Akteure der Finanzbranche betrifft, also auch das Asset Management, unter anderem im Bereich indirekter Immobilienanlagen, aber nicht ausschliesslich. Unsere Kunden sind Finanzinstitute, denen wir unser über 20-jähriges Know-how und unsere Beratung, insbesondere in den Bereichen Compliance und Risk Management, anbieten. Mit dem Inkrafttreten des Finanzinstitutsgesetzes (FINIG) und des Finanzdienstleistungsgesetzes (FIDLEG) ist der Beratungsbedarf gross.

 

Welche Dienstleistungen bieten Sie im Bereich der indirekten Immobilienanlagen genau an?
 

Wir bieten den Immobilienfonds unsere Compliance- und Risk-Officer-Dienstleistungen an. Diese Fonds haben häufig ziemlich kleine Teams und verfügen intern nicht immer über die in diesen Bereichen erforderlichen Kompetenzen. Sie könnten zwar jemanden weiterbilden, doch das ist sehr zeitaufwändig und kostspielig – zumal es sich oft nicht um ein Vollzeitpensum handelt. Daher ist es bisweilen besser, solche Aufgaben an Experten wie uns auszulagern. Wir verfügen über das Know-how, haben die Erfahrung und sind effizient. Zudem arbeiten wir als externe Experten mit unterschiedlichen Körperschaften und Unternehmen zusammen, was uns eine gewisse Distanz verschafft und uns ermöglicht, verschiedene Marktpraktiken mit unseren Kunden zu diskutieren.
 

 

Wie würden Sie den Schweizer Markt für indirekte Immobilienanlagen analysieren?
 

Für die Investoren ist dies nach wie vor ein sehr interessanter Markt, der eine stabile und dauerhafte Rendite abwirft. Ich stelle zudem fest, dass die Verwaltung der Fonds und von deren Immobilienpark in den letzten 10 Jahren deutlich professioneller geworden ist.

 

Was sind die Schwächen dieses Marktes?

 

Ich würde sagen, dass dies derzeit die Verschuldungsgrenze der Fonds ist. Heute, da die Zinsen niedrig sind, ist es eine Schwäche, könnte aber morgen, wenn die Zinsen wieder steigen, zu einer Stärke werden. Eine weitere grosse Herausforderung ist alles, was mit der Sanierung der Gebäude zusammenhängt, um diese im Sinne der Richtlinien 2030 und 2050 des Bundes nachhaltig zu machen. Derzeit reden alle darüber, doch es bleibt noch viel zu tun. Dazu werden in den kommenden Jahren umfangreiche Investitionen erforderlich sein.

 

Werden alle Fonds in der Lage sein, diese Investitionen zu tragen?

 

Eine gute Frage. Man kann sich zu Recht fragen, ob es zu einer Konzentration der Akteure an diesem Markt kommen wird.

 

Wie wird sich dieser Markt Ihrer Meinung nach entwickeln?

 

Im Bereich der indirekten Immobilienanlagen werden regelmässig neue Produkte lanciert. Seitens der Anleger besteht also Interesse. Da die Verbriefungsquote von Immobilien sehr niedrig ist, besteht in diesem Bereich ein grosses Wachstumspotenzial. Ganz generell besteht die grosse Herausforderung für all diese Immobilienfonds darin, Anlagegelegenheiten zu finden, die eine anständige Rendite abwerfen.

 

Was tun, wenn die grossen institutionellen Anleger und die Versicherungen, die nicht demselben Renditezwang unterliegen, in grossem Umfang investieren?

 

Ein Fonds kann sich abheben, wenn er seinen Markt gut kennt, über ein gutes Netzwerk verfügt und flexibel genug ist, um die sich ihm bietenden Gelegenheiten sofort zu nutzen. Es gibt zahlreiche Gebäude, die z. B. zu klein oder atypisch sind oder die umfangreiche Arbeiten erfordern und daher die grossen Institute nicht interessieren.

 

 

Simona Terranova, kommen wir auf Sie zurück. Was ist Ihre wichtigste Charaktereigenschaft?

 

Die Integrität, würde ich sagen. Ich tue, was ich sage, bin zuverlässig und komme direkt zur Sache. Für mich ist es wichtig, langfristige Beziehungen aufzubauen. Da muss man korrekt und ehrlich sein. Ich bin auch eine sehr zielstrebige Person. Das ist die Schuld meiner Mutter, die mir immer gesagt hat: «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.»

 

War es für Sie ein Nachteil, in einer männerdominierten Branche eine Frau zu sein?

 

Ein Nachteil würde ich nicht sagen, weil ich es immer geschafft habe, dorthin zu gelangen, wo ich hinwollte. Manchmal – z. B. bei bestimmten Beförderungen – hat es unter Umständen jedoch etwas länger gedauert als bei meinen männlichen Kollegen. Heute ist es aber ganz klar ein Vorteil, eine Frau zu sein. Überall wird ein höherer Frauenanteil angestrebt, weshalb bei gleicher Qualifikation die Entscheidung zugunsten der Frau ausfallen dürfte. Der Trend ist gesetzt. Es geht nur schleppend voran, doch ist eine Veränderung deutlich zu erkennen.
 

Olivier Toublan für Immoday