'COVID-19'-Interview - Nathalie Vesco, Fondsmanager des Fonds P56, Procimmo SA

04/11/2020

Immoday

Redaktion

3 min

Zu dem heutigen "COVID-19"-Interview begrüssen wir Nathalie Vesco, Fondsmanagerin des Fonds P56, Procimmo SA.


Wie geht es Ihnen, wo sind Sie jetzt und wo waren Sie während des Lockdowns?

 

Mir geht es sehr gut, danke. Ich hatte das Glück, dass keiner meiner Angehörigen vom Virus betroffen war. Seit Mitte Mai arbeite ich wieder normal.

Während des Lockdowns haben wir alle im Homeoffice gearbeitet.
 

Können Sie uns ein paar Worte zu Ihrer Funktion und Ihrer Person sagen?


Ich arbeite seit 11 Jahren bei der Procimmo SA. Dort war ich zunächst Portfoliomanagerin für den PSCF 1. Als der P56 lanciert wurde, wechselte ich den Fonds, behielt aber die gleiche Stelle. Zum 1. Januar 2019 übernahm ich als Fondsmanagerin die Verantwortung für den Fonds. Es war eine grossartige Herausforderung, der ich mich immer noch mit Leidenschaft widme.

 

Ich bin fast 43 Jahre alt und glückliche Mutter von 4 Mädchen im Alter von 8 bis 18 Jahren. Ich habe ziemlich viel Energie und bin gut organisiert. So kann ich Berufs- und Familienleben ohne allzu viel Stress miteinander verbinden und mir gleichzeitig etwas Zeit nehmen, um täglich laufen zu gehen.
 

Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen im Schweizer Sektor der indirekten Immobilienanlagen?


Alle von der Procimmo SA verwalteten Fonds haben die gleiche Zieltypologie von Gebäuden und Mietern. Wir konzentrieren unsere Ankäufe hauptsächlich auf Gebäude mit einem hohen Entwicklungspotenzial. Meiner Meinung nach liegt unsere grösste Stärke in der Begleitung unserer Kunden. Wir suchen nicht einfach nur Mieter für unsere Geschäftsräume … Wenn wir einen Interessenten haben, begleiten wir ihn so gut wie möglich. Wir suchen die Mietfläche, die seinen Bedürfnissen perfekt entspricht und schliessen sein Projekt gemeinsam mit ihm ab, indem wir auf seine Tätigkeit abgestimmte Einrichtungsarbeiten durchführen.
 

Wie haben Sie sich in der Corona-Krise organisiert?


Wir haben verschiedene Strategien eingeführt, um unsere Mieter während der Gesundheitskrise bestmöglich zu unterstützen.
 

Es war wichtig, jeden Mieter für sich genommen zu betrachten, um seiner individuellen Situation am besten gerecht zu werden.
 

Die wichtigste Massnahme war der Aufschub von Mietzahlungen bis zum 31.12.2020, denn wir wollten unseren Mietern die Möglichkeit geben, einen nachhaltigen Zahlungsplan für ihren Cashflow aufzustellen und ihre Mietkaution in Anspruch zu nehmen. Mit der Inanspruchnahme der Mietkaution wollten wir den Mietern, die eine solche eingerichtet hatten, die Möglichkeit geben, mit Hilfe dieses «ruhenden Geldes» ihre Miete zu bezahlen, ohne auf Reserven zurückgreifen zu müssen. Wir haben dann vereinbart, dass die Kaution bis zum 31.12.2021 wieder aufgefüllt wird. Durch diese lange Frist können sie wieder auf die Beine kommen, ohne Gefahr zu laufen, in Geldnot zu geraten.
 

Welche Folgen wird die Krise Ihrer Meinung nach für den Immobiliensektor und für indirekte Immobilienanlagen im Allgemeinen haben?

Und für Ihre Tätigkeit im Besonderen?


Meiner Meinung nach muss zwischen dem Wohn- und dem Gewerbesektor unterschieden werden. Der Wohnsektor war nur geringfügig beeinträchtigt. Gewerbeimmobilien hingegen waren stärker betroffen, insbesondere im Einzelhandel unIMG_6553-min.jpgd im Freizeitsektor. Anfänglich sahen sich viele Mieter ihrer einzigen Einkommensquelle beraubt. Ihr erster Reflex war daher, die Miete nicht mehr zu zahlen und abzuwarten, wie sich die Situation im Laufe der Zeit entwickeln würde. Die Vermietung leerstehender Flächen ging während der gesamten Zeit des Lockdowns zurück. Diese Faktoren schwächten unweigerlich das Gefühl der Sicherheit, das bis dahin unter Investoren geherrscht hatte.
 

Wir denken, es kam zu Unrecht zu dieser Schwächung des Marktes, weil der Begriff «Gewerbesektor» oft mit den oben genannten Geschäftsfeldern gleichgesetzt wird. Die Sektoren, in denen wir aktiv sind, zählen jedoch eindeutig nicht zum Einzelhandel, sondern zu Industrie und Handwerk. Einige unserer Mieter haben tatsächlich zunächst ihre Mietzahlungen ausgesetzt, aber die meisten von ihnen haben diese bis zum 30. Juni 2020 vollständig beglichen.
 

Auch die Vermietung leerstehender Flächen hat wieder stark zugenommen. Dieser Aufschwung ist ein Zeichen dafür, dass die Schweizer Unternehmer eine rasche wirtschaftliche Erholung herbeiführen möchten.

Sind indirekte Immobilienanlagen heute ein sicherer Hafen?


Das waren sie immer, und die Zahlen, die trotz COVID in unseren verschiedenen Fonds erzielt wurden, sprechen dafür. Der Industrie- und der Handwerkssektor bilden nach wie vor den stabilsten Teil des Marktes. Wir haben festgestellt, dass diese Sektoren trotz der Gesundheitskrise nicht erlahmt sind und dass es in unseren verschiedenen laufenden Projekten keine Verzögerungen gab.

 

Wo sehen Sie den Sektor am 31.12.2020?


Ich bleibe äusserst zuversichtlich. Wir können beobachten, dass in allen Tätigkeitsbereichen einschliesslich des Einzelhandels die Erholung sehr schnell und auch umfassend einsetzte. Mit dem Ende des Lockdowns haben viele Geschäfte selbst erlebt, wie ihre Kundenzahlen explodiert sind. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten fortsetzen wird. Da der Auslandstourismus in gewisser Weise eingeschränkt ist, wird sich die Bevölkerung dem lokalen Tourismus zuwenden, was sich positiv auf unsere Wirtschaft auswirken wird.

 

Besondere Risiken? Oder besondere Chancen?


Zu Beginn der Krise waren wir beunruhigt und machten äusserst pessimistische und konservative Prognosen. Am Ende geschah das Gegenteil. Dank der engen Beziehungen zu unseren Mietern konnten wir mit 90 % von ihnen Hilfevereinbarungen abschliessen.
 

Wir konnten auch Mietgelegenheiten bieten, die in direktem Zusammenhang mit COVID-19 standen, wie z. B. die Vermietung von 2500 m2 in einem unserer Gebäude in Cheseaux, um ein grosses Unternehmen unterzubringen, dessen Bestellungen für Nahrungsmittellieferungen nach Hause infolge des Lockdowns in die Höhe schossen. Zur gleichen Zeit gaben einige Mieter ihre Auszugspläne auf und schlossen langfristige Mietverträge.

 

Und persönlich? Wird diese Krise auch etwas in Ihrem Leben verändern?


Ja, ohne Zweifel! Dass wir wochenlang keinen Kontakt zu unserer Familie haben konnten, hat mir bewusst gemacht, wie zerbrechlich und wichtig menschlicher Kontakte sind. ​​​​

Immoday - Befragt von Philippe Perret du Cray am 15. Juli 2020