Navigating ESG im Real Estate

28/09/2022

TME Associates

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5 Min

Es gibt aktuell nur wenige Themen, die so umfassend in unser gesamtes Tun und Handeln eingreifen wie ESG. Alle sind betroffen: Corporates, Kapitalmarktteilnehmer, Investmentgesellschaften usw., aber auch jeder einzelne von uns: als Unternehmensleiter, Mitarbeiter, Mieter und wir in unserem privaten Leben.

 

Umweltbewusste – soziale – Unternehmensführung


ESG ist ein wesentlicher Bestandteil einer umweltbewussten, sozialen Unternehmensstrategie! Gleichwohl sind viele Parameter zurzeit noch eine große Herausforderung. An vielen Stellen ist die Regulatorik noch nicht umfassend. Bekannte Themen sind z.B. Taxonomie, Offenlegungsverordnung, Anforderungen an die nicht finanzielle Berichterstattung, für die es verschiedene Umsetzungsstandards gibt oder die Initiative „fit for 55“ der Europäischen Kommission. Weitere Richtlinien und Rahmenwerke werden erwartet, wie z. B. die Taxonomie für das „S“ für „Social“.

Gerade weil viele Punkte noch offen sind, ergibt sich die Chance der Gestaltung! Damit steht am Anfang die Frage, wie Unternehmen das Thema angehen: Die europäische Union hat sich mit dem green deal zum Ziel gesetzt, dass Europa als erster Kontinent des Planeten klimaneutral wird. Dieses Ziel wird nur durch einen ganzheitlichen Ansatz auch in den jeweiligen Unternehmen zu erreichen sein. Auch wenn aktuell vielfach die Themen rund um das „E“ für „Environmental“ im Mittelpunkt stehen, so wird das Ziel ohne das breite Verständnis von allen Stakeholdern nicht zu schaffen sein. Und auch deshalb ist ESG ein wesentlicher Teil jeglicher Unternehmensstrategie.

„ESG ist und muss ein wesentlicher Bestandteil einer umweltbewussten und sozialen Unternehmensführung sein!“

Es liegt in der Natur der Sache, dass wir in den Unternehmen bei neuen Anforderungen immer zuerst auf die Kosten schauen: die Umsetzung von ESG wird vermutlich viel Geld kosten. Denken wir nur an notwendige Ertüchtigungen von Immobilien, an möglicherweise neue Applikationen, die wir brauchen, um Messdaten abzubilden und lückenlose Reportings aufzusetzen.

Dem steht aber – neben dem Beitrag zur Erhaltung unserer Umwelt – ein hoher Nutzen gegenüber: Durch den umfassenden Blick auf die Assets und die Abläufe in unseren Unternehmen, damit verbunden der Blick auf die Daten – Messwerte, Verbräuche und Kennzahlen zur Zufriedenheit von Mietern und Mitarbeitern, aber auch unserer Lieferketten – entsteht ein neues, erweitertes Bewusstsein.

Das erhöht die Transparenz im Unternehmen, insbesondere gegenüber Stakeholdern - Transparenz schafft Vertrauen! Es ist die Chance, bestehende Prozesse, Systeme und Arbeitsweisen zu erneuern und sich „fit für die Zukunft“ aufzurüsten. Schlank und agil ist notwendig, um weitergehende Anforderungen aus der Regulatorik oder eigenen Erkenntnissen immer wieder anpassen und umsetzen zu können.
 

Definition von ESG-Maßnahmen entlang der Wertschöpfungskette


Die zentrale Bedeutung von Nachhaltigkeit (Sustainability) und die ganzheitliche Betrachtung, Identifikation und Anwendung von ESG-Kriterien sind inzwischen auch in der Real Estate Branche angekommen und werden in der nahen Zukunft einen der zentralen Wettbewerbsvorteile darstellen.

„ESG muss in die DNA des Unternehmens!“

Die konsequente Identifikation und Umsetzung von relevanten ESG-Kriterien und Themen entlang der Wertschöpfungskette des Unternehmens, ob im Marktresearch, der Produktentwicklung oder im Betrieb der Immobilie wird der entscheidende USP. Das Verständnis der relevanten „Flughöhe“, ob auf strategischer oder Produktebene, dem Betrieb und Management der Immobilie, muss hierbei ebenso in der ESG-Strategie Eingang finden. Oft in der Betrachtung vernachlässigt ist der Einbezug der Support- und Managementprozesse in die Gesamtbetrachtung. Gerade die Anforderungen an Reporting & IT, das Risikomanagement sowie die Sensibilisierung und der Einbezug der Mitarbeiter wird hierbei zum zentralen Erfolgsfaktor.

Kaum ein Aufgabengebiet im Unternehmen wird zukünftig davon ausgenommen, sich mit Fragestellungen zur Nachhaltigkeit des Handelns und damit ESG aus Sicht des Unternehmens, dem Produkt oder der Immobilie auseinanderzusetzen.

- Handlungsfeld Asset Life Cycle Management | ESG-Reifegrad: Welche Immobilien und Vermögenswerte sind im Portfolio, wo befinden sich diese und in welchem Zustand sind sie? Welche Maßnahmen können realisiert werden und welche lassen sich aufgrund von gewissen Restriktionen in der Praxis nicht umsetzen?

- Handlungsfeld Digitalisierung als nachhaltiger Erfolgsfaktor für ESG: In Zeiten der digitalen Transformation, raschen Veränderungen und erhöhten Kundenerwartungen stellt sich nicht mehr die Frage, ob ein IT-System benötigt, sondern eher welches Werkzeug es sein soll und wie es sinnvoll in die Unternehmensorganisation integriert werden kann.
 

Fazit 


Auch angesichts der aktuell noch nicht abgeschlossenen Rechtsprechung und weiterer zu erwartender Konkretisierungen sollten Unternehmen umgehend starten und ihre Maßnahmen, Prozesse und Organisation so offen aufbauen, dass Nachjustierungen problemlos möglich werden.

Elementar ist dabei von Anfang an die organisatorische Verankerung und Mandatierung entsprechender Rollen innerhalb des Unternehmens, um Transparenz und Guidance bei der Umsetzung und kontinuierlichen Weiterentwicklung ESG-bezogener Maßnahmen sicherzustellen.

„Im Moment gibt es noch kein „Richtig“ oder „Falsch“. Vielmehr sollte das Verständnis sein, dass jetzt 80 % mehr sind als 100% in der Zukunft.“

TME-Associates: Brigitte Walter | Beirat und Christian Gebert | Partner