Immo-Monitoring 2022, Herbstausgabe

15/12/2021

Robert Weinert & Patrick Schnorf

Wüest Partner SA

3 min

Mietwohnungen: Inländische Haushaltsbildung erhöht Wohnraumbedarf

 

Die Nachfrage nach zusätzlichen Mietwohnungen hat sich während der Corona-pandemie ausgesprochen dynamisch entwickelt. Dies erstaunt umso mehr, als viele Mieterinnen und Mieter in dieser Zeit den Sprung hin zum Wohneigentum vollzogen haben. Aber erstens war die Zahl der zusätzlichen Haushalte durch den internationalen Zuwanderungsüberhang grösser als im 2019. Zweitens hat sich die Nachfrage aufgrund der vermehrten inländischen Haushaltsaufteilungen erhöht. Durch die rege Neubautätigkeit der letzten Jahre war denn auch mehr Wohnraum verfügbar. Drittens schliesslich ist der Bedarf an Wohnungen auch deshalb gewachsen, da der Anteil der älteren Bevölkerung, deren Belegungsdich-te bei den Wohnungen fast immer deutlich tiefer ist als im Schnitt der Bevölke-rung, weiter zugenommen hat.

Die Mieten haben sich während der Coronapandemie in unterschiedliche Rich-tungen entwickelt. Der Vergleich der Mietpreisabschlüsse von qualitativ gleich-wertigen Wohnungen zeigt einen Anstieg von 0.8 Prozent. Wird dagegen das mitt-lere Mietpreisniveau aller inserierten Wohnungen als Benchmark genommen, ergibt sich ein Rückgang der mittleren Marktmiete von 3.2 Prozent. Dieser ver-hältnismässig starke Rückgang lässt sich zum einen mit den noch immer gros-sen Angebotsmengen in verschiedenen Regionen der Schweiz erklären. Zum andern ist es zu einer Verschiebung der im Gesamtmarkt inserierten Mietwoh-nungen gekommen, hin zu kleineren Einheiten und zu mehr Objekten ausserhalb der Zentren. Vom grösseren Anteil der günstigeren Wohnungen ausserhalb der Zentren dürften nun immer mehr Haushalte profitieren, da die gesuchten Woh-nungen im Zuge von mehr Homeoffice nicht mehr so ortsgebunden sein müssen.

In den kommenden 12 Monaten ist mit einem schwächeren Rückgang der Marktmieten um 0.8 Prozent zu rechnen – dies aufgrund leicht ansteigender Neubauzahlen im Mietwohnungsbau und in Erwartung eines lebhaften Woh-nungsbedarfs.
 

Prognose Angebotsmieten 2022: -0.8 Prozent
 

Wohneigentum: Märkte bleiben wegen fehlenden Baulands ausgetrocknet

 

Wohneigentum hat sich in den letzten 12 Monaten weltweitstark verteuert. In den USA und Kanada, in Schweden, in den Niederlanden und in Norwegen haben die Preise um über 10 Prozent angezogen. Auch in Deutschland sind Wohneigentum-sobjekte um fast 10 Prozent teurer geworden. Demgegenüber haben die Transak-tionspreise in der Schweiz weniger stark zugelegt: Eigentumswohnungen kosten hierzulande gegenwärtig im Mittel um 6.8 Prozent und Einfamilienhäuser um 6.3 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Dass die Preise in der Schweiz im internationalen Vergleich nicht stärker gestiegen sind, dürfte erstens daran liegen, dass sie schon seit Jahren expandieren und inzwischen Höchststände erreicht haben. Zweitens beschränken die hiesi-gen strikten regulatorischen Finanzanforderungen die Zusatznachfrage, während im Ausland die Nachfrage unter anderem mit staatlichen Wohneigentumspro-grammen gefördert wird.

Die Preisdynamik in der Schweiz ist angesichts des wirtschaftlichen Einbruchs im letzten Jahr dennoch bemerkenswert. Bei knapp 29 Prozent der Haushalte haben sich aber die Ersparnisse während der Pandemie erhöht, wie die repräsen-tative «Immo-Barometer»–Umfrage von Wüest Partner zutage bringt. Dies konnten sie zumindest einige Haushalte für den Wohneigentumserwerb einsetzen.