Porträt
Arnaud de Jamblinne ist eine prominente Persönlichkeit in der Branche der indirekten Immobilienanlagen. Und seine berufliche Laufbahn ist ziemlich beeindruckend. Er besucht das altsprachliche Gymnasium (Griechisch und Latein) bei den Benediktinern in Brüssel, worauf ein nicht minder klassisches Studium der Wirtschaftswissenschaften folgt. Anschliessend absolviert er ein Praktikum bei Bayer in Deutschland, bevor er eine Anstellung in Dallas in Texas findet. Seine ersten Erfahrungen im Immobilienbereich macht er – wie er sagt – «zu einer Zeit, als die Zinsen noch bei 18% lagen». Das sei eine ganz andere Welt gewesen. In Texas lernt er ein Mitglied der Familie Barbier-Mueller kennen und tritt in deren berühmte Immobilienverwaltungsgesellschaft SPG ein – zuerst in den USA und dann in Genf. 1997 übernimmt er die Leitung des Immobilienanlagefonds La Foncière. Er kann somit auf nahezu vierzig Jahre Erfahrung in der Branche zurückblicken, was ihn zu einem scharfsichtigen Beobachter macht: «Ich habe mehrere Immobilienkrisen erlebt, weshalb es mir nicht schwerfällt, an unserer defensiven Anlagestrategie festzuhalten, denn ich weiss, dass sich der Markt – auch wenn es derzeit viele für undenkbar halten – wieder drehen kann.»
Und doch mögen die Aussagen von Arnaud de Jamblinne, der kein Blatt vor den Mund nimmt, etwas widersprüchlich erscheinen. Auf der einen Seite behauptet er, dass es nach zehn Jahren Zeit ist, den Job wechseln, weil sich dann die Routine einstelle und der Mehrwert, den man dem Unternehmen bringt, abnehme. Auf der anderen Seite versichert er, nach fast 25 Jahren an der Spitze von La Foncière genauso motiviert zu sein wie am ersten Tag: «Bei einem Immobilienportfolio von nahezu 1,6 Milliarden Franken kann man immer wieder Projekte lancieren und neue Dinge tun, sodass es einem nie langweilig wird. Es gefällt mir immer noch, auf die Baustellen zu gehen und mit den Architekten, Handwerksmeistern oder Lieferanten zu diskutieren.»
Das mittlerweile zu restriktive administrative Umfeld, die «Überregulierung», mag er hingegen nicht. Dieses tue sich schwer damit, rasch auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren, behindere in seiner Branche die Anpassung des Angebots – insbesondere an die spezifischen Bedürfnisse der Betagten – sowie die Berücksichtigung neuer Techniken, um der nachhaltigen Entwicklung Rechnung zu tragen, und äussere sich in einem Mietrecht, das die bisherigen Mieter zum Nachteil der jüngeren Mieter begünstige.