5 Minuten mit Emanuel von Graffenried, Associate Director, Building Consultancy, bei CBRE

14/02/2023

Immoday

Olivier Toublan

5 Min

Zum heutigen '5 Minuten mit'-Interview begrüssen wir Emanuel von Graffenried, Associate Director, Building Consultancy, bei CBRE

 

'5 Minuten mit' ist eine Interviewreihe, die zu einem besseren Verständnis der Akteure der Immobilienverbriefung in der Schweiz und ihrer Aktivitäten beitragen soll.

 

Emanuel von Graffenried, wer sind Sie?  


Ich bin heute Associate Director, Building Consultancy & Project Management Advisory bei CBRE, dem weltweit führenden Immobilienberatungsunternehmen. 
 

 

Beginnen wir am Anfang: Was ist Ihre Ausbildung? 


Ich bin Architekt der ETH Lausanne, habe einen Masterabschluss mit Kursen an der HEC in Immobilienmanagement und einen eidgenössischen Fachausweis als Experte für Immobilienbewertungen. Parallel dazu habe ich auch eine militärische Milizlaufbahn bis zum Rang eines Hauptmanns, Kommandant einer Stabskompanie. 

 

Ist es heute kein Handicap, einen militärischen Hintergrund zu haben?  
 

Nein, das ist ein echter Mehrwert! Als ich mein Studium abschloss, wurde ich von der Armee kontaktiert. Sie suchte einen Offizier mit einem Abschluss in Architektur, der Deutsch und Französisch spricht, um u.a. die Entwicklung eines Militärflughafens und der Gebäude auf dem Waffenplatz Bure zu planen. Dieses Projekt dauerte 2 Jahre, von 2016 bis 2018.
 

Parallel dazu engagieren Sie sich auch in einem Start-up-Unternehmen, Ateliers GEC.  


In der Tat hatte ich es mit einigen Freunden während meines Studiums an der EPFL gegründet. Im Jahr 2018 gewann es den Preis für Verdienste um die Wirtschaft, was Kunden und Investoren anlockte. Also beschloss ich, mich dem Unternehmen in Vollzeit zu widmen. Die Geschäfte liefen gut und das Unternehmen wuchs schnell auf etwa 20 Mitarbeiter an und es wurden einige schöne Projekte realisiert. Danach zog ich mich aus dem Abenteuer zurück und machte einen dynamischen Abstecher zu MoneyPark (Helvetia Gruppe), um ein Team für Immobilieninvestitionen für institutionelle Anleger und Investitionen in Hypothekenschulden aufzubauen, bevor CBRE mich im Mai 2021 abholte.
 

Was war das Geschäft von Ateliers GEC?  


Wir boten Entscheidungshilfe für Bauherren im Vorfeld an. Es war eine reiche und vielfältige Erfahrung und ich habe in dieser Zeit viel gelernt. All die gesammelten Erfahrungen kommen mir heute in meiner Funktion bei CBRE zugute, wo ich das tue, was mich am meisten interessiert: die nachhaltige Aufwertung von Bestandsimmobilien.
 

Wie würden Sie unseren Lesern CBRE vorstellen?  


Ganz einfach, es ist der weltweit führende Immobilienberater, eine Gruppe, die 1906 gegründet wurde und heute über 100.000 Mitarbeiter in über 100 Ländern beschäftigt. Eine Gruppe, die sich mit der Investitionsberatung und dem Management von Immobilienprojekten in all ihren Formen befasst, von der Finanzierung bis zur Übergabe der Schlüssel an die Mieter, der Entwicklungsstrategie eines Immobilienportfolios oder dem Facility Management.
 

 

Mit welcher Art von Kunden arbeiten Sie?  


Hauptsächlich Investmentfonds, institutionelle Anleger und große private Eigentümer, die unser Fachwissen in Anspruch nehmen. Wir sind aber auch als Vertreter von Mietern tätig. Zum Beispiel betreuen wir mehrere multinationale Unternehmen, die in ihren Bereichen weltweit führend sind und u.a. in den Bereichen Technologie, Gesundheit und Pharma tätig sind.
 

Wie viele Abteilungen hat CBRE in der Schweiz?  


Wir haben vier Hauptbüros in der Schweiz, in Genf, Lausanne, Zürich und Basel, sowie mehrere Tochtergesellschaften. Insgesamt haben wir etwa 130 Mitarbeiter. Persönlich bin ich für die Geschäftsentwicklung und die Akquisition neuer Projekte in der Westschweiz verantwortlich und kümmere mich auch um die Verwaltung der Mandate in der Westschweiz.
 

Was bedeutet das konkret? Nehmen wir zum Beispiel ein Projekt, an dem Sie beteiligt sind.  


Wir sind an sehr großen Immobilienprojekten in Genf oder Lausanne beteiligt. Der Projektleiter kommt zwar vom Bauherrn, aber dieser holt sich oft Persönlichkeiten aus externen Büros, um seinen Stab zu verstärken. Beispielsweise sind bei einem großen Projekt in Malley mehrere Vollzeitmitarbeiter von CBRE beschäftigt. Sie fungieren als Assistenten des Bauherrn und verhandeln mit Subunternehmern, dem Generalunternehmer, den Architekten, der Hausverwaltung und den zukünftigen Mietern. Ich selbst bin auf die Energiewende und die Strategie zur Entwicklung und Renovierung von Immobilien spezialisiert und identifiziere und implementiere Geschäftslösungen für Immobilienprobleme. Ich biete strategische Beratung in Bezug auf Immobilien und Projektentwicklung, um optimale Ergebnisse für Nutzer, Entwickler und Investoren zu gewährleisten. Mein Ziel ist es, den Wert bestehender Immobilien zu steigern, um deren wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachhaltig zu verbessern und die Attraktivität der Immobilie auf dem Markt zu erhalten. Für eine große Schweizer Pensionskasse mit Sitz in Genf z.B. führen meine Kollegen und ich ein proaktives Portfoliomanagement durch und sorgen für eine Verbesserung der Rendite und eine Aufwertung der Vermögenswerte durch Optimierung und Reduzierung der Nebenkosten, Reduzierung der Energie- und CO2-Ausgaben, Projektion der Mietreserven, Erstellung eines kurz-, mittel- und langfristigen Investitionsplans und Durchführung und Überwachung der Projekte.
 

 

Kommen wir noch einmal auf Sie zurück, was sind Ihre wichtigsten beruflichen Charaktereigenschaften?  


Ich bin zielstrebig, aber ich sorge auch dafür, dass alles in einer gewissen Harmonie abläuft. Es ist wichtig, dass am Ende eines Projekts alle Partner zufrieden sind. Ich bin auch ein Optimist, der immer positiv denkt. Das ist in unserem Beruf, in dem wir täglich mit Problemen und Einschränkungen zu tun haben, ziemlich notwendig.
 

Haben Sie auch Schwächen?  


Ich bin ein wenig ungeduldig, ich gehe gerne voran, ich mag es, wenn die Dinge vorangehen.
 

Ist es mit diesem Charakter nicht etwas paradox, in der Immobilienbranche zu arbeiten, wo jedes Projekt immer mehr Zeit in Anspruch nimmt?  


Aus diesem Grund leite ich immer mehrere Projekte parallel, derzeit sind es ca. 15 und für unser gesamtes Team ca. 50. So bleibt immer etwas in Bewegung.

 

Emanuel von Graffenried, Sie sind seit Anfang des Jahres auch Vorsitzender der ULI in der französischen Schweiz.   
 

Das ULI, das Urban Land Institute, ist das älteste und größte weltweite Netzwerk von Immobilienexperten und -fachleuten aus allen Bereichen und Sektoren. Es ist ein Think Tank, der die zukünftige Entwicklung unserer Städte und des Immobilienwesens mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und öffentlicher Verwaltung diskutiert. Das Ziel ist es, die Zukunft der bebauten Umwelt zu gestalten, um eine positive und transformative Wirkung zu erzielen. Die Organisation ist in der deutschen Schweiz mit etwa 150 Exekutivmitgliedern gut bekannt, und meine Aufgabe ist es nun, sie auch in der französischen Schweiz bekannt zu machen, wo wir bereits etwa 30 Mitglieder haben. Zu meinen weiteren Tätigkeiten gehört die Mitgliedschaft in der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), einem anerkannten MRICS-Mitglied. Ich bin Mitglied des Advisory Board der RENT, der führenden Veranstaltung für Fachleute der Immobilienwirtschaft in der französischen Schweiz. Und schließlich eidgenössischer Experte für die Schweizerische Prüfungskommission der Immobilienwirtschaft (PKIW) für die mündlichen Prüfungen des eidgenössischen Fachausweises für Immobilienexperten und des Fachausweises für Immobilienentwickler.
 

 

Bei all der Arbeit, haben Sie da noch Zeit für Ihre Familie und Ihre Hobbys?


Ich komme aus einer alten Schweizer Familie mit Berner Wurzeln, die gerade ihr 750-jähriges Bestehen gefeiert hat. Und die nächste Generation ist schon da, denn ich bin Vater eines kleinen Sohnes. Ansonsten habe ich trotz all meiner Aktivitäten noch ein wenig Zeit, um als Amateur Tennis zu spielen.
 

Und die rituelle Frage, die jedes unserer Gespräche abschließt: Wenn Sie einen Zauberstab hätten, was würden Sie an Ihrem Werdegang ändern?


Nichts, denn alle meine Erfahrungen, ob Erfolge oder Rückschläge, haben mir geholfen, mich selbst aufzubauen und dorthin zu gelangen, wo ich heute stehe.

Olivier Toublan, Immoday