Die Preise für Immobilien schwanken, halten aber stand

01/11/2023

Olivier Toublan

Immoday

4 Min

Trotz steigender Hypothekarzinsen und der weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheit sind die Preise für Schweizer Immobilien weniger stark gefallen als befürchtet, obwohl die Inflation nun den realen Wert der Immobilien angreift. Die Stärke des Marktes ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass in den letzten 12 Monaten in mehreren grossen Städten der Schweiz ein leichter Rückgang, vor allem bei Wohnungen, zu verzeichnen war. 

 

Während in den letzten Monaten alle mit einem Rückgang der Immobilienpreise zwischen -5 und -10 % rechneten, da die Hypothekarzinsen stiegen, die Wirtschaft instabil wurde und die Anzahl der Transaktionen zurückging, zeigen die neuen Zahlen von RealAdvisor, ein auf Immobilienbewertung spezialisiertes Unternehmen, eine ganz andere Realität. Tatsächlich steigen die Preise für Immobilien in der Schweiz immer noch leicht an, auch wenn das Wachstum in den letzten 12 Monaten mit +1,3 % für Häuser und +0,8 % für Wohnungen gering war. 
 

Für RealAdvisor ist dies «ein Zeichen für einen ausgeglichenen Markt in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld». Auch wenn die Inflation, die um die 2 % liegt, nun zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten am Realwert der Immobilien nagt.

 

Sinkende Preise für Wohnungen in mehreren Schweizer Grossstädten

 

Wenn man die Situation genauer betrachtet, stellt man fest, dass die Preise in mehreren grossen Städten der Schweiz, oftmals in der Westschweiz, leicht rückläufig sind. Aber auch hier gilt: Keine Panik, der Preisrückgang ist deutlich geringer als befürchtet.
 

Im Klartext, der zu verzeichnende Rückgang der Wohnungspreise in Genf, Lausanne, Basel, Lugano und Neuenburg beträgt weniger als -1 % in den letzten 12 Monaten. Am schlechtesten ist die Situation in Schaffhausen mit einem Rückgang von -1,2 % im Jahresvergleich. Diese Zahlen sind natürlich in Bezug auf die langfristige Entwicklung zu relativieren, da in allen Städten, mit Ausnahme von Lugano (+4,5 %), in den letzten 10 Jahren ein Anstieg zwischen 30 % und 45 % zu verzeichnen war.
 

Bei Häusern ist die Situation stabil, da es nur zwei Städte gibt, die im Jahresvergleich einen Rückgang verzeichnen: Basel (- 0,2 %) und Lausanne (-1,1 %). Aber auch hier liegt der Anstieg über einen Zeitraum von 10 Jahren immer noch zwischen 30 und 40 %.

 

Mehrere Städte schneiden weiterhin gut ab

 

Die Situation ist also nicht katastrophal. Umso mehr gilt dies, da mehrere Städte weiterhin steigende Immobilienpreise verzeichnen. In Sitten, Luzern und Biel stiegen die Preise für Wohnungen in den letzten 12 Monaten um ca. 3 %. Angesichts der starken Wirtschaft in der Region Zürich überrascht es nicht, dass Zug mit einem Anstieg von 4,3 % an der Spitze liegt.

Bei den Häusern ist die Situation, mit Sitten, Zug und Biel an der Spitze, fast identisch. In diesen Städten lag der Anstieg der Preise im Jahresvergleich zwischen +3 % und +4,5 %. Dies entspricht auch hier einem langfristigen Aufwärtstrend, der in den letzten zehn Jahren sowohl für Wohnungen als auch für Häuser mehr als 30 % verzeichnet. In der Stadt Zug betrug der Anstieg sogar mehr als 50 %. Der durchschnittliche Preisanstieg in der Schweiz beträgt ca. 33 %. Dies relativiert die Stagnation der letzten Monate.

 

Die Anzahl der Immobilientransaktionen nimmt weiter ab

 

Laut Jonas Wiesel, Mitbegründer von RealAdvisor, ist die Stagnation der Preise auf eine sinkende Nachfrage zurückzuführen, da potenzielle Käufer aufgrund der steigenden Hypothekarzinsen zögern, den Schritt zu wagen. Hinzu kommt ein Angebot, das noch stärker als die Nachfrage sinkt, da die Eigentümer nicht bereit sind, zu niedrigeren Preisen zu verkaufen. Dies führt dazu, dass das Angebot im Vergleich zur Nachfrage in den meisten Regionen niedrig bleibt, was die Preise stützt. Eine direkte Folge daraus ist das weitere Sinken der Anzahl der Immobilientransaktionen, um -13 % im Vergleich zu 2022 und um -25 % im Vergleich zu 2021.
 

Für Jonas Wiesel deutet die Prognose nicht darauf hin, dass sich dieser Trend in naher Zukunft drastisch ändern wird. Die aktuelle Situation verlängert jedoch die Verkaufszeiten und gibt den Käufern mehr Verhandlungsmacht. «Immobilien, die nicht genau dem Gesuch des Marktes entsprechen, sind schwieriger zu verkaufen und zwingen die Verkäufer oft dazu, ihre Erwartungen zu senken.»
 

Olivier Toublan - Immoday.ch
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