«Die COPTIS-Schulung war wie ein Tritt in den Hintern»

24/07/2023

Immoday

Olivier Toublan

6 Min

Der dritte Durchgang der von COPTIS organisierten Schulung, die es Unternehmen der Immobilienbranche ermöglichen soll, Nachhaltigkeit besser in ihr Geschäftsmodell zu integrieren, startet im Herbst dieses Jahres. Die Teilnehmer der ersten beiden Durchgänge schätzten die Qualität dieser Kurse, die einen regen Erfahrungsaustausch mit Kollegen und Experten ermöglichten.

 
Der zweite Durchgang der Schulung «Swiss Triple Impact» (STI), die von COPTIS, dem Schweizer Berufsverband für Immobilienverbriefung, in Zusammenarbeit mit B Lab Switzerland, einer Stiftung zur Förderung einer nachhaltigeren Wirtschaft, ins Leben gerufen worden war, wurde im Frühjahr dieses Jahres 2023 erfolgreich abgeschlossen. An den Workshops, die von Experten der Immobilienbranche geleitet wurden, hatten acht aktive und interessierte Teilnehmer teilgenommen.

 Wir nutzen die Ankündigung des dritten Durchgangs im kommenden Herbst und ziehen Bilanz mit den Organisatoren, Referenten und Teilnehmern dieser Schulung, die das Ziel hat, Unternehmen der Immobilienbranche bei der Integration von Nachhaltigkeit in ihr Geschäftsmodell zu unterstützen.

 

Ein Tritt in den Hintern als Arbeitsrahmen

 
«Diese Schulung war ein richtiger Tritt in den Hintern», sagt Valentin Pisa, Partner bei Gefiswiss, einem unabhängigen Vermögensverwalter mit Immobilieninvestitionen im Wert von über einer Milliarde Schweizer Franken. «Uns ist bewusst geworden, dass wir zwar mehrere auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Anlagevehikeln lanciert hatten, aber auf Unternehmensebene bisher kein umfassendes und regelmässiges Monitoring all dieser ESG-Initiativen vorweisen konnten. Diese Schulung bot uns den Rahmen, ein solches Monitoring zu implementieren.» 
 

Das Ziel der Schulung, die komplexe Fragestellung der Nachhaltigkeit im Immobiliensektor zu entwirren, scheint also erreicht worden zu sein. Ebenso wie das Ziel, den Teilnehmern einfache Werkzeuge mitzugeben, mit deren Hilfe sie ihre Auswirkung messen und einen Fahrplan mit klaren Zielen für die strategische Einbindung von Nachhaltigkeit in ihr Geschäft erstellen können. «Diese Werkzeuge sind wirklich wichtig», erklärt Valentin Pisa, «denn auch wenn man das Ziel kennt, weiss man trotzdem noch nicht, wie man es erreicht und wie man sicherstellen kann, dass man auf dem richtigen Weg ist.»

 

Eine Schulung, die praxisnah sein möchte und Werkzeuge an die Hand gibt

 
Valentin Pisa hat also eine positive Erfahrung gemacht. «Diese Schulung hat uns tatsächlich die notwendigen Werkzeuge an die Hand gegeben und uns in unseren Überlegungen sehr vorangebracht.» Ausserdem lobt er die Qualität der Referenten, von denen die meisten konkrete Erfahrungen mit der Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie in ihrem Unternehmen haben. «Das machte ihre Beiträge glaubwürdig. Vor allem aber ermöglichte uns die Schulung einen wichtigen Erfahrungsaustausch, denn dieser Prozess ist noch neu für uns. Wir befinden uns in einem Stadium, in dem wir noch viele praktische Fragen haben. Fragen, die wir den Referenten stellen konnten.» «Wir wollten eine praxisnahe Schulung anbieten», bestätigt Elisabeth Pfund von der Stiftung B Lab Switzerland, die ihr nationales Programm «Swiss Triple Impact» (STI, ein Programm, das Unternehmen dabei hilft, ihre Performance der nachhaltigen Entwicklung zu verbessern) mit der Unterstützung von COPTIS an die Bedürfnisse von Immobilienfachleuten angepasst hat. «Und ich denke, dass wir in dieser Hinsicht unser Ziel erreicht haben, wenn man dem Feedback der Teilnehmer des zweiten Durchgangs glauben darf.»
 

Antworten auf die konkreten Bedürfnisse der Teilnehmer


Um möglichst nah an den Erwartungen der Teilnehmer zu bleiben, hat die Organisatorin den Kurs für den zweiten Durchgang neu ausgerichtet. Der erste Durchgang hatte sich sehr auf das Handeln der Unternehmen konzentriert. Für den zweiten Durchgang «wollten wir jedem Teilnehmer die Möglichkeit geben, sich die notwendigen Werkzeuge anzueignen, um die Auswirkungen der eigenen Handlungen zu verstehen, relevante Nachhaltigkeitsmassnahmen zu identifizieren und diese leicht umzusetzen. Welche Fragen muss ich mir auf meiner Ebene stellen? Wie kann ich die Nachhaltigkeit verbessern und in meine tägliche Arbeit integrieren?»     

Während des zweiten Durchgangs mussten die Teilnehmer auch einen Vorschlag zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen erarbeiten. «Das ist nicht ganz trivial», bestätigt Elisabeth Pfund. «Man muss kurz, prägnant und präzise sein, um seine Kollegen, Mitarbeiter oder Vorgesetzten zu überzeugen. Und dafür benötigen die Leute die Werkzeuge, die sie in dieser Schulung erwerben konnten. Ich finde es spannend, wie jeder Teilnehmer zu einem Akteur des Wandels werden kann.»
 

Die Schulung ist nur ein Schritt. Die Hauptarbeit kommt erst noch.

 

Valentin Pisa macht kein Geheimnis daraus, dass diese Schulung nur ein erster Schritt ist und der Grossteil der Arbeit danach im Unternehmen erst noch kommt. Was in kleinen Strukturen praktische Probleme mit sich bringen kann, wo diese Arbeit zu der Arbeit hinzukommt, die das Team ohnehin schon machen muss. In einer solchen Situation ist es nicht immer einfach, die Prioritäten zu ändern, insbesondere wenn man bereits in der laufenden Arbeit untergeht.
 

Der Partner von Gefiswiss hätte sich daher eine Unterstützung im Nachgang zur Schulung gewünscht, um die letztlich recht schwerfälligen Nachhaltigkeitsprozesse tatsächlich im Unternehmen umzusetzen. «Die Schulung hat uns gute Werkzeuge mitgegeben. Anschliessend sollte man sich einen Coach suchen, damit man mit diesen Werkzeugen, die man noch nicht richtig zu nutzen weiss, nicht allein dasteht.» Olivier Ouzilou, Verwaltungsratsdelegierter bei Signa-Terre und Spezialist für die Energiewende im Immobiliensektor, der bei den ersten beiden Durchgängen einer der Referenten war, stimmt dem zu: «Diese Schulung zu besuchen ist eine Sache, die Energiewende in seinem Beruf konkret umzusetzen, eine andere.» 

 

Eine gute Vorbereitung im Vorfeld. Und Workshops nach der Schulung.

 

Gleich zu Beginn der Schulung nehmen sich die Teilnehmer gemeinsam mit den Kursleitern Zeit, um die konkreten Nachhaltigkeitsfragen zu bestimmen, die sie bei ihrer Arbeit lösen müssen und auf die sie in dieser Schulung eine Antwort suchen. 
 

Um die Qualität des Unterrichts zu verbessern, zieht Referent Olivier Ouzilou ausserdem in Erwägung, beim nächsten Durchgang die Präsentationen vorab an die Teilnehmer zu schicken, damit sie sich informieren und die für sie relevanten Fragen zum Thema vorbereiten können. «Wenn das Thema neu für sie ist, werden sie schnell in der Flut neuer Informationen ertrinken, für die man eine gewisse Zeit braucht, bis man sie aufnehmen kann. In einem solchen Rahmen ist es manchmal schwierig, schnell zu reagieren und die richtigen Fragen zu stellen.»

 Nach der Schulung werden die Teilnehmer dazu befragt, was ihnen gefallen hat, was sie gelernt haben und was sie in ihrem Bereich betrieblich umsetzen möchten. Dies könnte sinnvoll sein, wenn bei entsprechender Nachfrage weitere Workshops angeboten werden, in denen auf spezifischere Fragen oder Probleme eingegangen werden kann. 
 

Die Ziele für den nächsten Durchgang, der im Oktober startet

 
Der nächste Durchgang, der im Oktober beginnt, wird wieder drei halbtägige Präsenzveranstaltungen und zwei Videokonferenzen umfassen, in der auf der einen Seite rund zehn Teilnehmer und auf der anderen Seite mehrere Spezialisten für Immobilien und nachhaltige Entwicklung zusammenkommen. Die Ziele für die Teilnehmer werden dieselben sein: Sie sollen ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen bewerten können, die wichtigsten CO2-Emissionsquellen und den CO2-Fussabdruck ihrer Aktivitäten erkennen, Nachhaltigkeitsstrategien erstellen, die flexibel genug sind, um sie im Einklang mit der Gesetzgebung weiterzuentwickeln, Ziele festlegen und schliesslich gute Praktiken konzipieren. 

«Niemand, der in der Immobilienbranche tätig ist, kann mehr die Bedeutung des ökologischen und energetischen Wandels im Baubereich ignorieren», schliesst Olivier Ouzilou. Er hält daher die von COPTIS für seine Mitglieder angebotene Schulung für unerlässlich: «Auch wenn sich die Schulung an Fachleute aus dem Bereich der indirekten Immobilienanlagen richtet, was sehr spezifisch ist, sollten auch alle anderen Akteure und Interessengruppen eine solche Weiterbildung absolvieren.»

 

 


Olivier Toublan, Immoday.ch