Infrastruktur-Investments im Fokus der grossen Vermögensverwalter

22/01/2024

Olivier Toublan

Immoday

6 min

Der Infrastruktur-Spezialist Global Infrastructure Partners, der ein Vermögen von 100 Milliarden Dollar verwaltet, wechselt den Besitzer. Er geht für umgerechnet 11 Milliarden Franken in die Hände von BlackRock über. Die Konsolidierung des Sektors schreitet weiter voran, zumal es Immobilienanlagevehikel im aktuellen Umfeld – wie in der Schweiz – schwer haben, neue Anleger zu gewinnen.

 

Paukenschlag zu Jahresbeginn: Am 12. Januar gab der weltweit grösste Asset Manager BlackRock, der ein Vermögen von über 10 Billionen Dollar verwaltet, die Übernahme von Global Infrastructure Partners (GIP) für umgerechnet rund 11 Milliarden Franken bekannt. GIP wurde 2006 vom damaligen Credit-Suisse-Manager Adebayo Ogunlesi gegründet und gehört mit einem verwalteten Vermögen von 100 Milliarden Dollar zu den aktivsten Playern am Infrastrukturmarkt. Zu seinem Portfolio gehören Windkraftanlagen in den USA, Telekommunikationstürme in Europa, Pipelines, die Flughäfen Sydney und London Gatwick, der Hafen von Melbourne und Beteiligungen an Konzernen wie Suez. Durch diesen Deal steigt BlackRock mit einem Infrastrukturvermögen von nunmehr 150 Milliarden Dollar in die Riege der weltweit grössten Investoren für Infrastruktur auf.

 

Konsolidierung schreitet voran

 

Diese Übernahme ist für den Immobilienanlagesektor wegweisend. Im aktuellen Wirtschaftsumfeld mit nunmehr wieder interessanten Renditen am Hypothekarmarkt tun sich Immobilienanlagevehikel schwer damit, neues Kapital zu beschaffen, um auf Wachstumskurs zu bleiben. Insbesondere in den USA, wo die Rendite für 10-jährige Staatsanleihen immer noch bei knapp 4 % liegt – was deutlich attraktiver ist als die 0,85 % Rendite, die Anleger in der Schweiz für 10-jährige Eidgenossen erhalten. 

 

Für GIP war ein Verkauf somit die einfachste Lösung. Und das ist kein Einzelfall: Mitte vergangenen Jahres wurde der niederländische Infrastruktur-Manager DIF Capital Partners, der ein Vermögen von 16 Milliarden verwaltete, für rund eine Milliarde Franken von CVC Capital Partners aufgekauft. Die Konsolidierung des Sektors, die viele bereits vorhergesehen hatten, schreitet weiter voran.

 

Infrastruktur – ein zukunftsträchtiges Investment

 

Die Übernahme von GIP macht auch deutlich, dass Infrastruktur- und Industrieimmobilien für grosse Vermögensverwalter eine Investition in die Zukunft darstellen. In kleinerem Umfang ist das auch in der Schweiz zu beobachten, wo einige Fonds und Immobiliengesellschaften den Infrastruktur-Sektor bereits für sich entdeckt haben.

 

Wie das BlackRock-Management bei Abschluss der Transaktion erklärte, besteht in den Bereichen Nachhaltigkeit, Verkehr, Bildung und Pflege ein enormer Infrastrukturbedarf. Da die meisten Staaten dafür nicht mehr selbst aufkommen können, eröffnen sich hier interessante Anlagemöglichkeiten für private Investoren. Hinzu kommt, dass die Verwaltungsgebühren bei Infrastrukturanlagen deutlich höher sind als bei traditionellen Indexfonds, denen BlackRock seinen Erfolg zu verdanken hat.

 

Bedürfnisse institutioneller Anleger werden immer vielfältiger

 

Ein weiterer Grund für die Übernahme ist laut Financial Times auch, dass grosse Asset Manager wie BlackRock ihrer Kundschaft – insbesondere institutionellen Investoren – heutzutage eine immer breitere Palette an Anlagemöglichkeiten bieten müssen. Aber nicht irgendwelche Anlagen. BlackRock will mit dieser Transaktion auch auf die steigende Nachfrage der institutionellen Anleger nach Fonds reagieren, die langfristig in für die Energiewende wichtige Infrastruktur investieren, so die Financial Times.

 

Adebayo Ogunlesi, der Gründer von GIP, hat es auf den Punkt gebracht: Für Vermögensverwalter und Anleger «bricht gerade das goldene Zeitalter der Infrastruktur an».
 

 
Olivier Toublan - Immoday.ch