Zürcher Immobilien sind mittlerweile teurer als in London oder Paris

03/10/2023

Olivier Toublan

Immoday  

3 min

Die Flaute auf dem Immobilienmarkt in den grossen urbanen Zentren der westlichen Welt ist nicht überall präsent. Der stetige Anstieg hochbezahlter Arbeitsplätze in Verbindung mit Steuererleichterungen und niedrigen Zinssätzen hat die Nachfrage nach Immobilien der Spitzenklasse in Zürich in die Höhe getrieben. Mit Preisen, die mittlerweile die von London und Paris übertreffen.

 

Zürich ist zu einem der begehrtesten Immobilienmärkte Europas geworden, versichern die Journalisten von Bloomberg. Die Preise haben die von London und Paris übertroffen. Und zwar um Vieles, denn in den zentralen Quartieren der Wirtschaftsmetropole der Schweiz werden Spitzenwohnungen, laut den von Bloomberg City Tracker zusammengestellten Daten, für 18’000 Franken pro Quadratmeter angeboten – mehr als doppelt so viel wie in London.
 

Und selbst wenn man sich vom Zürcher Stadtzentrum weg in die anliegenden Bezirke und Gemeinden begibt, bleiben die Preise weiterhin extrem hoch. Kurz, auf einem schwachen Immobilienmarkt, auf dem die Transaktionen rückläufig sind und die Preise für bestimmte Immobilien, auch in den grossen Wirtschaftsmetropolen Europas, sinken, gibt es noch Segmente, die wirklich keine Krise kennen.

 

Laut UBS entsteht in Zürich wahrscheinlich eine Immobilienblase

 

Diese Tatsachen lassen die Meinung aufkommen, dass hier eine Blase entsteht. Dies ist zumindest das Ergebnis der jüngsten UBS-Studie. Sie ist der Ansicht, dass Zürich zusammen mit Tokio die Stadt mit dem weltweit höchsten Risiko einer Immobilienblase ist.
 

Es stimmt, dass die Immobilienpreise dort nach Berechnungen von Bloomberg in zehn Jahren um fast 50% gestiegen sind. Ein Ende dieses Anstiegs ist nicht abzusehen. Laut Bloomberg City Tracker hatten sich die Preise des Augusts im Vorjahresvergleich erneut um fast 6 % erhöht.
 

Und dies, obwohl in den anderen 25 von der UBS analysierten Grossstädten die Immobilienpreise in den letzten 12 Monaten real um 5% gefallen sind, da die starke Zinssatzerhöhung eine beginnende Neuausrichtung des Marktes ermöglichte.
 

UBS ist der Ansicht, dass dieser Trend möglicherweise noch nicht vorbei ist. Sie hält einen weiteren Preisrückgang für wahrscheinlich, wenn die Zinssätze auf dem derzeitigen hohen Niveau bleiben. Dies wird wohl zumindest in den nächsten 15 Monaten der Fall sein, da die Fed im September ankündigte, die Leitzinsen bis Ende 2024 normalerweise nicht unter 5 % senken zu wollen.

 

Google ist schuld!

 

Der Grund für das gute Abschneiden des Zürcher Marktes ist vor allem auf das extrem begrenzte Angebot zurückzuführen. Demgegenüber steigt die Nachfrage gleichzeitig durch das Bevölkerungswachstum, insbesondere durch Neuankömmlinge mit hochbezahlten Jobs, die sich das Kaufen oder Mieten teurer Immobilien leisten können, stetig.
 

Ein Beispiel ist Google, das heute in Zürich über 5’000 Mitarbeitende beschäftigt. Ein vierter Campus soll noch in diesem Jahr eröffnet werden. Google bezahlt seine Beschäftigten deutlich mehr als den Zürcher Mindestlohn, der bei rund 4’000 Franken im Monat liegt. Laut den Journalisten von Bloomberg zahlt der kalifornische Riese unerfahrenen Softwareentwicklern bis zu 200’000 Franken pro Jahr.

 

Alle Elemente sind vorhanden, um den Immobilienmarkt zu stützen

 

Hinzu kommen Hypothekarzinsen, die sich im Vergleich zu anderen grossen westlichen Ländern immer noch sehr in Grenzen halten. In der Schweiz bleibt man bei deutlich unter 3 % für 10 Jahre, wohingegen man z. B. in den USA bei fast 7,5% liegt.
 

Kurz gesagt: Mit einem begrenzten Angebot, einer steigenden Nachfrage, hohen Löhnen, noch angemessenen Hypothekarzinsen und nicht zuletzt einer angenehmen, für ihre Lebensqualität bekannten Stadt, einem guten öffentlichen Verkehrsmittelangebot, einer guten Gesundheitsversorgung und einer effizient arbeitenden Verwaltung sind alle Elemente vereint, um die Immobilienpreise in die Höhe schnellen zu lassen. Wie das von Bloomberg zitierte Beispiel eines 50 m² grossen Lofts, das für fast eine Million Franken angeboten wird. Als Verkaufsargument wird die Entfernung zum Google-Büro von 15 Minuten angeführt. Natürlich mit dem Velo.
 

Olivier Toublan - Immoday.ch