5 Minuten mit Laurent Clauzet, Portfoliomanager bei BCGE Asset Management

16/08/2022

Olivier Toublan

Immoday

5 Min

Zum heutigen '5 Minuten mit'-Interview begrüssen wir Laurent Clauzet, Portfoliomanager bei BCGE Asset Management und Verantwortlicher für Immobilienfonds

 

'5 Minuten mit' ist eine Interviewreihe, die zu einem besseren Verständnis der Akteure der Immobilienverbriefung in der Schweiz und ihrer Aktivitäten beitragen soll.
 

Laurent Clauzet, erzählen Sie uns etwas über sich. Wer sind Sie?
 

Ich arbeite seit Juni 2021 bei der Genfer Kantonalbank (BCGE) als Portfoliomanager und bin in der Division Asset Management der Bank für indirekte Immobilienanlagen zuständig.

 

Und aus etwas persönlicherer Sicht?
 

Ich bin 33 Jahre alt und stamme aus Besançon. Nachdem ich meinen Abschluss in Finanzwesen an der Ecole Supérieure de Commerce de Lyon gemacht und einige Praktika im Ausland absolviert hatte, z. B. in Shanghai und Hamburg, bin ich 2014 quasi per Zufall in Genf gelandet.

 

Sie haben sich also – zumindest zum damaligen Zeitpunkt – nicht speziell für Immobilien interessiert?
 

Nein, das Interesse ist nach und nach gewachsen, als ich die Immobilienfonds entdeckt habe. Zunächst bei meinem ersten Arbeitgeber, einem Genfer Family Office, wo ich unter anderem dafür zuständig war, für unsere Kunden amerikanische Immobilienfonds auszuwählen. Und dann so richtig im Jahr 2017, als sich mir die Möglichkeit bot, zu Solvalor zu wechseln, wo ich fast vier Jahre geblieben bin. Dort wurde ich zu einem richtigen Immobilienspezialisten.

 

Weshalb Solvalor?
 

Nachdem ich mehr als drei Jahre lang in der Fondsauswahl gearbeitet hatte, wollte ich sehen, wie es ist, einen dieser Fonds zu verwalten. Ich wollte sozusagen praktische Erfahrung sammeln. Ich habe als Finanzanalyst begonnen und bin dann in der Folge bis zum Co-Leiter des Realstone Swiss Property Fund, der einen Immobilienpark von rund einer Milliarde Franken verwaltet, aufgestiegen.

 

Ist es interessant, Fondsmanager zu sein?
 

Man muss einen Überblick über den gesamten Immobilienpark haben, muss aber auch verstehen, was am Kapitalmarkt geschieht, muss mit Verwaltungen diskutieren, muss alle Bereiche der Immobilienwirtschaft kennen und muss viele Leute treffen. Es ist also ein sehr interessanter Beruf, bei dem man ein bisschen die Rolle des Dirigenten spielt, mit dem Ziel, das eigene Immobilienportfolio zu optimieren sowie die Mieter und natürlich die Investoren zufrieden zu stellen.

 

Wenn es doch so ein interessanter Beruf ist, weshalb haben sie dann 2021 zur BCGE gewechselt?
 

Ich wollte wieder meinen «Finanzhut» aufsetzen und mehr mit dem Kapitalmarkt zu tun haben. In meiner neuen Funktion bei der BCGE habe ich mehr Zeit, mich mit Makroökonomie zu befassen, mir anzusehen, was andere Akteure in der Branche tun, und sie zu treffen. Diese Position ist eine neue Herausforderung, die es mir ermöglicht, neue Kompetenzen zu erwerben und mir eine noch bessere Übersicht über die Immobilienbranche zu verschaffen.

 

Was genau machen Sie bei der BCGE?
 

Ich mache Research zum Immobiliensektor, vor allem demjenigen der Schweiz. Ich analysiere alle verfügbaren Immobilienvehikel, um daraus eine Auswahl für unsere Kunden und unsere beiden Synchrony-Fonds, die auf Immobilien spezialisiert sind, zu treffen.
 

 

Ihr wichtigstes Anlagevehikel, das sich an das breite Publikum richtet, ist der Synchrony Swiss Real Estate Economy Fund of Funds. Ist es wirklich sinnvoll, einen Dachfonds für einen Sektor wie Immobilien zu haben? 
 

Stellen Sie sich die folgende Frage: Sie möchten einen Teil Ihrer Ersparnisse in Immobilien anlegen, welche Vehikel wählen Sie? Die Antwort ist nicht so einfach, da es in der Schweiz immerhin rund 40 kotierte Fonds, 30 nicht kotierte Fonds, 15 Immobiliengesellschaften und mehr als 50 Immobilienstiftungen gibt. Mein Job ist es, sie alle zu analysieren und die besten für unseren Dachfonds auszuwählen, aber auch für unsere Privatkunden, die in Immobilien investieren wollen. Und nicht zu vergessen unsere Mandate für Pensionskassen, die massgeschneiderte Lösungen verlangen, z. B. Investitionen in Immobilienstiftungen, die für Privatanleger nicht zugänglich sind.

 

Würde es gerade für diese Privatanleger nicht ausreichen, in die Branchenschwergewichte zu investieren, die bereits gut diversifiziert sind? Warum sollte man zusätzliche Gebühren für den Kauf von Anteilen an einem Dachfonds zahlen?
 

Wenn Sie sich die Performance der kotierten Immobilienfonds in den letzten fünf Jahren anschauen, stellen Sie fest, dass diese zwischen einigen wenigen Prozent für die schlechtesten und über 35 Prozent für die besten schwankt. Meinen Sie nicht, dass es sich lohnt, zusätzliche Gebühren zu zahlen, um Zugang zu den besten Schweizer Immobilienfonds und -gesellschaften zu erhalten? Damit ein Spezialist für Sie diejenigen Vehikel auswählt, die eine klare, zielgerichtete Strategie verfolgen, über ein kompetentes Management verfügen und eine solide Performancebilanz vorweisen können? So können Sie Ihre Anlagen besser diversifizieren und die Risiken ausgleichen, denn dank unserem Dachfonds investieren Sie nicht nur in zwei oder drei Immobilienfonds, sondern in fünfzehn.

 

Sie wählen nur kotierte Immobilienvehikel aus?
 

In der Regel ja, da ich mich an Liquiditätsvorgaben halten muss. Unsere Anleger müssen die Anteile unseres Dachfonds leicht kaufen und verkaufen können. Ich darf also höchstens 10% in nicht kotierten Fonds halten.

 

Wie gehen Sie bei der Auswahl der Fonds vor?
 

Ich suche nach Managern, die eine klare Strategie haben und sich auch daran halten, z. B. Industrieimmobilien für KMU oder Wohnimmobilien in der Westschweiz. Sie müssen in der Lage sein, langfristig, d. h. über 8 bis 10 Jahre, Wert zu schöpfen.

 

Wie gross ist der Synchrony Swiss Real Estate Economy Fund of Funds?
 

Er weist ein Volumen von rund 175 Millionen Franken auf. Parallel dazu betreue ich auch noch den anderen Immobilienfonds der BCGE, den Synchrony Global Real Estate Economy Securities Fund, der, wie der Name schon sagt, in internationale Immobilien investiert. Es ist ein relativ neuer Fonds, der vor zwei Jahren aufgelegt wurde und derzeit weniger als zehn Millionen Dollar verwaltet.

 

Kommen wir wieder auf Sie zu sprechen. Was sind Ihre wichtigsten Charaktereigenschaften?
 

Ich mag es sehr, neue Dinge zu entdecken, zu begreifen, zu debattieren, zu diskutieren und Menschen zu treffen. In meiner derzeitigen Funktion bin ich bestens positioniert, um eine Vielzahl von Fondsmanagern und Geschäftsführern zu treffen, die alle einen spannenden Background und viel Erfahrung haben. Ich bin auch ein bisschen hyperaktiv: Ich muss immer etwas zu tun haben, selbst im Urlaub hasse ich es, einfach nur dazusitzen und Däumchen zu drehen.

 

Was sind Ihre Hobbys?
 

Ich bin begeisterter Skifahrer, fahre vor allem Pistenski. So kann ich abschalten und Energie tanken. Es ist mir sogar gelungen, meine Frau dazu zu überreden, mit dem Skifahren anzufangen. Ansonsten liebe ich die Gastronomie und den Wein. Es macht mir Spass, neue Weingüter kennen zu lernen. Aber das ist zugegebenermassen nicht sehr originell.

 

Und reisen?
 

Ich bin kein Weltenbummler. Ich muss nicht ans andere Ende der Welt reisen, um Spass zu haben. Ich mag meine Region, bin sehr heimatverbunden.
 

Olivier Toublan, Immoday