5 Minuten mit Laurent Isoard, Geschäftsführer und Co-Founder von Signa-Terre

10/01/2023

Olivier Toublan

Immoday

5 Min

 

Zum heutigen '5 Minuten mit'-Interview begrüssen wir Laurent Isoard, Geschäftsführer und Co-Founder von Signa-Terre

 

'5 Minuten mit' ist eine Interviewreihe, die zu einem besseren Verständnis der Akteure der Immobilienverbriefung in der Schweiz und ihrer Aktivitäten beitragen soll.

 

Laurent Isoard, wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus? 
 

Als ich jung war, interessierte ich mich nicht für Immobilien. Ich gelangte auf Umwegen dorthin, durch meine Ausbildung an der Genfer Ingenieurschule. Während meines Studiums Mitte der 1980er Jahre kam ich mit der Informatik in Kontakt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Man darf nicht vergessen, dass es damals noch keine PCs gab, die Informatik bestand aus riesigen Maschinen, die einen ganzen Raum einnahmen. Ich habe den Einsatz der ersten Mäuse miterlebt – das will etwas heissen! Nach meinem Abschluss als Elektroingenieur 1986 begann ich meine berufliche Laufbahn in diesem Bereich, der Wirtschaftsinformatik.

 

In welchem Unternehmen? 
 

Bei Providentia, damals der Lebensversicherungszweig von La Mobilière. Ich gehörte zu einem Team von etwa 30 Personen, das sich unter anderem um die IT-Verwaltung des Immobilienbestands des Versicherers, also etwa 50 Gebäude, kümmerte. Auf diese Weise bin ich zur Immobilienbranche gekommen, eine Branche, die ich nicht mehr verlassen würde. 

 

Tatsächlich findet man Sie ab 1990 bei der Immobilienverwaltung Brolliet.  
 

Sie suchten einen Informatiker und stellten mich ein. Wir gehörten zu den ersten, die Oracle-Datenbanken einsetzten, und ich war an der Entwicklung der Software für die Hausverwaltung beteiligt, die übrigens auch heute noch verwendet wird. Worauf ich sehr stolz bin. Ich blieb fast 18 Jahre bei Brolliet, wo ich als Entwickler begann und später Leiter der IT-Abteilung wurde.

 

18 Jahre sind eine ziemlich lange Zeit, oder? 
 

Für mich war es vor allem eine spannende Zeit, in der sich die Informatik unglaublich weit entwickelt und ständig verändert hat. Ich hatte keine Zeit, mich zu langweilen. 

 

Dennoch verlassen Sie im Jahr 2008 die Immobilienverwaltung. 
 

Ich hatte das Gefühl, dass ich genug gesehen hatte. Meine Motivation liess nach und ich suchte neue Herausforderungen, mit der Idee, ein Instrument zur Überwachung des Energieverbrauchs von Gebäuden zu entwickeln. Ich hatte nämlich festgestellt, dass es zwar sehr kompetente Ingenieurbüros gab, doch deren Analysen des Energieverbrauchs von Gebäuden kamen nicht bei den Immobilienverwaltungen an. Ich dachte mir, dass man doch bestimmt etwas tun könnte, um den Eigentümern und Immobilienverwaltungen auf einfache Weise zu zeigen, wie hoch der Energieverbrauch ihrer Gebäude ist.

 

War Signa-Terre von Anfang an ein Erfolg? 
 

Mehrere Genfer Immobilienverwaltungen interessierten sich schnell für unser Projekt und wurden zu unseren Kunden. Ich kam aber auch zum richtigen Zeitpunkt, nämlich 2008, nach der Wirtschaftskrise und der Explosion der Energiepreise. Als wir in dieser Situation den Hausbesitzern vorschlugen, den Energieverbrauch ihrer Gebäude zu analysieren, um Geld zu sparen, waren wir sehr willkommen. Natürlich muss ich zugeben, dass das erste Jahr nicht einfach war, aber das ist das Los aller jungen Unternehmen. Parallel habe ich von 2008 bis 2011 an der HES-SO meinen Master in nachhaltiger Entwicklung von Gebäuden absolviert. Dadurch konnte ich mein Wissen in diesem Bereich zusätzlich zu meinen Kompetenzen in der Immobilienbranche und der Informatik festigen.

 

Zu dieser Zeit führte die Europäische Union ihre Energieetiketten ein. Welchen Mehrwert bot Ihr Immobilien-Label? 
 

Zum einen analysierten wir alle Energieflüsse in einem Gebäude, einschliesslich des Strom- oder Wasserverbrauchs, und nicht nur die Heizung. Und dann entwickelten wir ein Computerprogramm, mit dem wir dieses Energieetikett fast automatisch bekommen konnten, natürlich zu geringeren Kosten für unsere Kunden. Seitdem mussten wir unser ursprüngliches Modell verfeinern und manchmal sogar grundlegend ändern, damit es möglichst genau der Realität des Energieverbrauchs von Gebäuden gerecht würde, aber im Grunde ist das Prinzip das gleiche geblieben.

 

Als Ihr Unternehmen 2008 an den Start ging, waren Sie ganz allein. Wo stehen Sie heute? 
 

Heute beschäftigt Signa-Terre rund 50 Personen und erwirtschaftet einen Umsatz von mehreren Millionen Franken. Wir überwachen rund 10’000 Gebäude in der ganzen Schweiz. Dabei konnten wir in den letzten Jahren eine grosse Veränderung beobachten: Unsere Kunden sind immer öfter die direkten Eigentümer der Gebäude. Das zeigt, dass der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu einem wichtigen Anliegen geworden sind.

 

 

10’000 Gebäude sind im Vergleich zum Gebäudebestand in der Schweiz wenig. 
 

In der Tat, denn der Bestand, der für uns interessant ist, beläuft sich auf mindestens 500’000 Gebäude. Das bedeutet aber auch, dass wir ein enormes Entwicklungspotenzial haben. Die Anzahl der von uns überwachten Gebäude wächst von Jahr zu Jahr um 20 bis 30 %. Es liegt also an uns, die Eigentümer weiterhin zu überzeugen und der Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. 

 

Kommen wir ein wenig auf Sie zurück. Was sind Ihre wichtigsten beruflichen Qualitäten? 
 

Die Frage kann ich nur schwer beantworten. Meinen Kollegen zufolge bin ich kreativ, aber pragmatisch, auch wenn ich den Bedürfnissen des Marktes manchmal ein wenig voraus bin. Ich kann auch sehr viel arbeiten. Und ich habe eine starke Persönlichkeit. Aber die braucht man auch, wenn man sein eigenes Unternehmen gründet. Irgendwann muss man aufhören, sich Fragen zu stellen, und losgehen.

 

In der Tat. Ist es nicht ein wenig beängstigend, eine Stelle bei einer grossen Immobilienverwaltung aufzugeben, um sein eigenes Unternehmen zu gründen? 
 

Wenn man so etwas tut, glaubt man daran, man glaubt an seine Ideen und ist davon überzeugt, dass es funktionieren wird. Aber ja, der Anfang, also die ersten Monate sind zwangsläufig beängstigend. 

 

Welche sind Ihre stärksten persönlichen Charaktereigenschaften? 
 

Ich lerne gern neue Leute kennen, bin ein Lebemann und mag Mittelmässigkeit nicht. Ich bin auch ein Allrounder, was vielleicht ein Fehler ist. Denn manchmal neige ich dazu, mir zu viel vorzunehmen. Es gibt nun mal immer neue Dinge, die mich interessieren.

 

Haben Sie Leidenschaften oder Hobbys? 
 

Ich habe schon immer viel Sport gemacht, vor allem Mannschaftssport, aber auch Segeln und Musik. Seit 30 Jahren mache ich Rockmusik in verschiedenen Bands, für die ich Klavier, Synthesizer und Dudelsack spiele. Zurzeit spiele ich in einer Gruppe mit dem Namen «Nomade», die in der Westschweiz tourt.

 

Dudelsack? 
 

Sie können sich nicht vorstellen, wie viele unglaubliche Menschen ich durch dieses Instrument kennengelernt habe! Zu meinen anderen Leidenschaften zählt auch Schamanismus, mit dem ich mich ziemlich viel beschäftigt habe.

 

Das ist wirklich speziell. Was macht ein Schamane? 
 

Das ist jemand, der im Trancezustand als Vermittler zwischen der irdischen und der spirituellen Welt fungiert, um spirituelle, aber auch körperliche Probleme zu lösen. Er ist so etwas wie ein Arzt für die Seele.

 

Steht das nicht im Widerspruch zu Ihrer wissenschaftlichen Ausbildung? 
 

Überhaupt nicht. Alle besseren Schamanen, die ich kennengelernt habe, standen mit beiden Beinen fest auf dem Boden. 

 

Unsere letzte Frage, mit der wir immer unsere Porträts beenden: Wenn Sie einen Zauberstab hätten, was würden Sie an Ihrem beruflichen Werdegang ändern? 
 

Ich bereue nicht viel, ich bin zufrieden mit meinem Werdegang, mit dem Unternehmen, das ich gegründet habe, und dem Geist, der dort herrscht. Allerdings würde ich, wenn ich etwas ändern könnte, noch früher mit der Analyse des Energieverbrauchs von Gebäuden beginnen. 

 

Olivier Toublan, Immoday