Interview 4 Fragen an Agnes Haulbert

05/01/2022

Olivier Toublan

Immoday

2 min

 

Rückblick auf das Jahr 2021

 

Agnès Haulbert, Head of Portfolio Management Real Estate bei Patrimonium, verantwortlich für den Patrimonium Swiss Real Estate Fund.

 

Agnès Haulbert, wie war das Jahr 2021 für Sie?


Sehr gut. Nach der Covid-Krise 2020 hatten alle grosse Angst, vor allem angesichts des Börseneinbruchs im Frühjahr 2020. Letztlich hielten sich die Auswirkungen der Pandemie jedoch in Grenzen. Wir haben uns gut geschlagen. Wir konnten sogar unseren kleinen Geschäftsmietern helfen, denn ich ziehe es vor, wenn eine Bäckerei oder ein Café vorübergehend etwas weniger Miete zahlt, als leerstehende Räumlichkeiten zu haben. Langfristig gesehen ist dies ein guter wirtschaftlicher Entscheid und es ist auch unsere soziale Verantwortung, diese kleinen Betriebe zu unterstützen.

 

Was war das Highlight des Jahres 2021?


Dass die Welt danach, die den Vorhersagen zufolge ganz anders hätte aussehen sollen, der Welt davor trotzdem verblüffend ähnlich ist. Der Kurs der Aktie unseres Fonds ist höher als vor der Krise und die Agios sind weiter gestiegen – auf ein bisweilen unangemessenes Niveau.

 

Was wäre ein angemessenes Agioniveau?


Ungefähr 25%.

 

Wie sehen Sie das Jahr 2022?


Angesichts der sich abzeichnenden Teuerung hoffe ich, dass sich die Preise stabilisieren werden. Wir erwarten zudem, dass sich die Nachfrage der Mieter ändern wird. Mit dem Lockdown und dem generellen Trend hin zum Homeoffice möchten diese ein separates Büro, einen Zugang nach draussen, um frische Luft zu schnappen – und sei es nur ein Balkon – und mehr Grünflächen. Dies alles vor dem Hintergrund, dass die Leerstandsquote in den grossen Westschweizer Städten steigt, sodass die Mieter, die ihre Wohnung wechseln wollen, eine grössere Auswahl haben. Wir werden also dafür kämpfen müssen, diese Mieter zu behalten.

 

Was werden Sie tun?


Das ist eine grosse Herausforderung, wenn man einen bereits bestehenden Immobilienpark verwaltet. Es ist schwierig, die Wohnungen neu zu strukturieren. Wir versuchen, sie stetig zu verbessern und wohnlicher zu machen. Wir sind beispielsweise gerade dabei, überall wieder richtige Hauswarte einzusetzen, mit einem echten Service für die Mieter. Wir haben auch das grosse Glück, günstige Wohnungen zu haben, was vor diesem Hintergrund ein Vorteil ist.

 

In der Immobilienfondsbranche ist viel von ESG die Rede. Wo stehen Sie da?


Dies ist mittlerweile etwas, das alle Investoren von uns verlangen. Wir haben Signa-Terre beauftragt, unser Portfolio Gebäude für Gebäude zu analysieren, um herauszufinden, wo wir diesbezüglich stehen, welche Investitionen für Sanierungen erforderlich sind, welcher Bedarf an Fassaden- und Dachisolierung besteht, welche Heizungen ersetzt werden müssen usw. Die Ergebnisse dieser Analyse dürften uns demnächst vorliegen.

 

Und was tun Sie in der Zwischenzeit?


In der Zwischenzeit investieren wir weiter in unsere Gebäude, z. B. indem wir die Isolierung, Fenster und Türen verbessern oder Ölheizungen, wo möglich, durch Fernheizungen ersetzen. Was nicht immer ganz einfach ist, da mehrere Gemeinden mit ihrem Programm weit in Rückstand sind. Längerfristig haben wir angesichts der Richtlinien 2030 und 2050 des Bundes sowieso keine Wahl. Das wird für uns und für alle Eigentümer alter Gebäude eine echte Herausforderung.
 
 

Olivier Toublan für Immoday